Der mehrfache Welt- und Europameister sowie Paralympics-Silbermedaillengewinner Mathias Mester verrät im Interview, warum er sich und sein Handicap gern aufs Korn nimmt und welche Botschaft er als Vorbild transportieren möchte.
Text: Pamela Kapfenstein
Mit „Klein anfangen, groß rauskommen: Mein verrücktes Leben auf 142,5 cm“, erschienen im Verlag Die Werkstatt, geht der „Weltmester“ auf Lesereise. Am 7. November 2023 tritt er in der Kulturfabrik in Krefeld auf und am 2. Februar 2024 im Leverkusener Scala-Club. Tickets können Sie zum Vorteilspreis über den S-Ticketservice von S-Quin bestellen.
S-Quin: Sie haben zahlreiche Titel im Speer- und Diskuswerfen sowie im Kugelstoßen gewonnen und eine beeindruckende Karriere im Leistungssport hingelegt. Was war Ihr größtes Highlight?
Mathias Mester: Das war in London bei den Paralympischen Spielen 2012. Vor dem letzten Versuch nahm ich den Speer, hielt ihn in der Hand und klatschte. Obwohl ich eine gute Leistung gezeigt hatte, applaudierte niemand. Da sah ich mich auf der Videowand und dachte: „Kommt schon!“ Und plötzlich klatschten 80.000 Menschen mit, die mich trugen. Das war mein weitester Wurf bei diesem Wettbewerb. Leider keine Medaille, aber ein Moment, den ich nie vergessen werde.
S-Quin: Vor zwei Jahren haben Sie Ihre Karriere als Profisportler beendet. Was hat Ihnen der Sport rückblickend gegeben?
Mester: Der Sport hat dazu beigetragen, dass ich heute selbstbewusst durchs Leben gehe und weiß, was ich will.
S-Quin: Für viele Menschen sind Sie ein Vorbild. Sind Sie das gern?
Mester: Das bin ich richtig gern. In erster Linie möchte ich – bei allem, was ich tue – die Menschen motivieren und zeigen, dass man auch mit Handicap das Beste aus seinem Leben machen kann. Meine zentrale Message lautet immer: „Geht nicht gibt’s nicht!“ Dafür möchte ich ein Botschafter sein und als Vorbild vorangehen.
S-Quin: In welchen Bereichen des alltäglichen Lebens wünschen Sie sich als kleinwüchsiger Mensch einen anderen Umgang?
Mester: Wenn zum Beispiel ein Kind auf mich zeigt und die Mutter fragt, warum der Mann so klein ist, sollte es nicht weggezogen werden. Besser hingehen, einfach mal ansprechen und nachfragen! Nicht nur ich bin offen dafür, auch andere Menschen mit Beeinträchtigungen geben gern Antworten. Ein offenes Miteinander ist das A und O. Schon Kinder können lernen, dass es normal ist, wenn Menschen anders sind.
S-Quin: In den sozialen Netzwerken nehmen Sie sich und Ihr Handicap gern aufs Korn. Wie ist die Resonanz darauf?
Mester: Von hundert Menschen ist es vielleicht einer, der das nicht so toll findet. Da denke ich mir: Wer es nicht mag, soll mir einfach nicht folgen. Ich bin so, wie ich bin, und ich liebe es. Ich finde es sehr wichtig, dass man über sich selbst lachen kann. Mit Spaß kommt man im Leben viel weiter.
S-Quin: Sie sind derzeit häufig in TV-Shows zu sehen. Ist das Ihr neues Metier?
Mester: Ein Metier, würde ich sagen. Ganz allgemein möchte ich auch gern weiter in Richtung Entertainment gehen.
S-Quin: Im November startet Ihre Lesereise. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Mester: Ganz eindeutig auf die Leute. Ich hatte schon ein, zwei Lesungen. Das hat mir viel Spaß bereitet, und es kam viel positives Feedback. Deshalb gibt es jetzt eine große Lesereise. Ich bin gespannt, ob jemand kommt. Aber ich bin dabei (lacht).