Entspannt umziehen

Aussortieren, Kisten packen, den Transport organisieren: Bei einem Umzug ist an vieles zu denken. Eine durchdachte Planung hilft, alle wichtigen Punkte im Blick zu behalten und unnötige Ausgaben zu vermeiden.

Autorin: Stefanie Hutschenreuter

Im Schnitt zieht jeder Deutsche vier- bis fünfmal im Leben um. In einer Studie der Deutschen Post von 2021 empfanden 80 Prozent der Befragten den Wohnungswechsel dabei als stressig. Doch das muss nicht sein: Wer rechtzeitig und umfassend plant, schont seine Nerven und spart letztlich auch Geld.

Will man Profis mit dem Umzug beauftragen, empfiehlt es sich, mehrere Angebote einzuholen. Seriöse Speditionen machen sich vorab ein Bild vom Umzugsgut und den Gegebenheiten vor Ort. Die Verbraucherschutzzentralen empfehlen, einen Festpreis zu erfragen. Dabei ist darauf zu achten, dass alle im Fixpreis enthaltenen Leistungen schriftlich aufgelistet sind, um später keine Überraschungen zu erleben.

Anspruch auf Sonderurlaub: Wer aus betrieblichen Gründen umziehen muss, dem steht gesetzlich ein Urlaubstag für den Umzug zu – egal, ob man den Umzug in Eigenregie macht oder Profis beauftragt.

Günstiger wird der Umzug mit Profis, wenn Umziehende selbst die Kartons packen. Allerdings haftet dann auch nicht die Spedition für Schäden beim Transport. Das ist nur der Fall, wenn die Mitarbeiter der Umzugsfirma ein- und auspacken. Nach § 451 ff. Handelsgesetzbuch haftet die Umzugsfirma dann bei Schäden bis 620 Euro pro Kubikmeter Laderaum. Offensichtlich erkennbare Schäden müssen spätestens einen Tag nach dem Umzug schriftlich angezeigt werden, solche, die erst beim Auspacken sichtbar werden, binnen 14 Tagen.

„Ersetzt wird bei dieser gesetzlichen Grundhaftung nur der Zeitwert und nicht der Anschaffungspreis“, erläutert Oliver Wunsch, Wohnrechtsexperte und Partneranwalt der ÖRAG Rechtsschutzversicherung. Für wertvolle Stücke ist daher der Abschluss einer Transportversicherung ratsam. Keiner Haftung unterliegen Tiere und Pflanzen, ebenso Edelmetalle, Juwelen, Geld, Wertpapiere und Urkunden.

Umzug in Eigenregie

Auch ein Umzug in Eigenregie mit Freunden und Familie verursacht Kosten. Ein großer Posten ist die Miete eines Transporters. Sollten Umziehende selbst keine geeignete Fahrerlaubnis für das Mietfahrzeug besitzen, muss zudem ein Fahrer organisiert werden. Wenn nur wenige Möbel und Geräte wie die Waschmaschine bewegt werden müssen, kann ein Transport per Beiladung die günstigere Alternative sein. Dabei wird das Umzugsgut bei einem anderen Umzug, der den gleichen Weg nimmt, mitgeschickt.

Doch egal, ob man nun in Eigenregie oder mit Profis umzieht, es lohnt sich fast immer, die Umzugshauptzeiten zu umgehen. Wer nicht an Wochen- oder Monatsenden umzieht, erhält meist günstigere Konditionen für Transporter oder Möbelpacker.

Ein bis zwei Monate vor dem Umzug

Rund acht Wochen vor dem Termin sollte man mit dem Packen der Umzugskartons beginnen. Geeignete Transportkartons gibt es für 2 bis 5 Euro in Baumärkten oder im Online-Versandhandel. Möbelspeditionen bieten Umzugskartons auch zur Miete an, zum Teil sogar günstiger. Damit die Kartons gut zu transportieren sind, empfiehlt es sich, schwere Dinge zusammen mit leichten zu packen. Insbesondere Bücherkisten sollten nur halb befüllt und mit Kissen aufgefüllt werden.

Richtig packen: Damit Umzugskartons rückenschonend transportiert werden können, sollten sie ein Gewicht von etwa 20 Kilogramm nicht überschreiten.

Umzugsprofis wickeln Gläser und Porzellan in Seidenpapier, da Zeitungspapier abfärben kann. Das Einpacken Stück für Stück bietet auch die beste Gelegenheit, um auszumisten. Was zu gut zum Entsorgen ist, lässt sich über Kleinanzeigenportale verkaufen oder an eine wohltätige Organisation spenden. „Alles, was nicht mit umzieht, spart Geld“, betont Umzugsberater Johannes Wörle (siehe Interview).

Sind Rückbauten in der alten Wohnung oder Umbauten in der neuen Bleibe nötig, ist es jetzt auch an der Zeit, sie vorzubereiten und Handwerker zu engagieren. Auch eine neue Küche sollte aufgrund längerer Lieferzeiten rechtzeitig vor dem Umzug in Auftrag gegeben werden. Ebenfalls einige Wochen vor dem Umzug ist zu klären, welcher Anbieter künftig Strom, Internet, Telefon oder möglicherweise Gas liefern soll. Bei einem Anbieterwechsel müssen die Altverträge unter Berücksichtigung der Vertragsfristen vorab gekündigt werden.

Ein bis zwei Wochen vorher

Zur Vorbereitung gehört bei Bedarf das Beantragen einer Halteverbotszone für den Transporter bei der Kommune. Bis spätestens fünf Werktage vor dem Umzug sollte auch der Nachsendeantrag gestellt werden, und zwar direkt bei der Post und nicht bei Drittanbietern. Die Verbraucherzentralen warnen vor schwarzen Schafen in diesem Bereich.

Zudem müssen jetzt Helfer organisiert, Termine für Wohnungs- und Schlüsselübergaben sowie die Ablesetermine für Zählerstände ausgemacht werden. „Bei der Wohnungsübergabe ist ein Protokoll hilfreich, das man sich beim Mieterverein oder im Internet besorgen kann. Hier können mögliche Mängel festgehalten werden“, so Umzugsexperte Wörle. Nicht vergessen sollte man auch, Arbeitgeber, Freunde, aber auch Sparkasse, Versicherungen, Versandhändler, Kundenklubs, Verlage und Vereine über die Adressänderung zu informieren.

Drei Tage vorher

In den drei Tagen vor dem Umzugstermin gilt es, Hausmeister und Nachbarn am alten und am neuen Wohnort über den Umzug zu informieren – am einfachsten per Aushang. Sinnvoll ist es auch, eine Betreuung für Haustiere und Kinder rund um den Umzugstag zu organisieren. Für die ersten Tage in der neuen Wohnung ist ein Notkoffer mit den wichtigsten Dingen von Besteck bis Zahnbürste hilfreich.

Zeit zum Feiern – am besten mit einer Ausweihungsparty. In der alten Wohnung gibt es Platz und weniger Sorgen um Schäden.

Nicht vergessen sollte man auch, Müllsäcke, Einmalhandschuhe, Klebeband, Stifte und Reinigungsmittel bereitzustellen, die Zimmerpflanzen zu verpacken, Kühlgeräte abzutauen, empfindliche Böden abzudecken sowie Trinkgelder und Verpflegung für die Umzugshelfer zu besorgen. „Erfahrene Umziehende geben meist zu Beginn des Umzugs einen Teil oder kündigen das Trinkgeld an, um die Motivation zu steigern“, weiß Umzugsberater Wörle.

Unmittelbar vor dem Umzug sollte noch das Treppenhaus auf Vorschäden geprüft und fotografiert werden – als Beweis, sollte es später Reklamationen geben. Weitere Aufgaben: Zählerstände prüfen, Briefkasten leeren und Namensschilder entfernen.

Nach dem Umzug

Der neue Wohnsitz muss binnen einer Woche bei der Meldebehörde der Stadt oder Gemeinde angemeldet werden. Manche Kommunen geben dafür auch 14 Tage Zeit. Bei längerer Fristüberschreitung droht ein Bußgeld. Gegebenenfalls ist auch eine Ummeldung des Autos nötig. Nach dem Umzug empfiehlt es sich zudem, die Hausrat- und Haftpflichtversicherungen zu prüfen: Passen die Deckungssummen noch?

Wer in ein anderes Land geht, sollte übrigens auf jeden Fall Profis beauftragen. Bei einem Umzug ins EU-Ausland ist das Übersiedlungsgut in der Regel beim Zoll zu deklarieren; je nach Zielland können zum Teil Abgaben anfallen. Für internationale Umzüge empfiehlt es sich daher, eine Spedition zu engagieren, die sich auf den sogenannten Relocation-Service spezialisiert hat und die globalen Umzugsspielregeln kennt.

 

Tipp: Beim Umzug Steuern sparen

Erfolgt der Wohnungswechsel aus beruflichem Grund, sind die Umzugskosten als Werbungskosten absetzbar.

Wer umzieht, sollte daher alle Belege für die Steuererklärung sammeln. Angerechnet werden unter anderem die Ausgaben für die Spedition, doppelte Mietzahlungen, aber auch Makler- und Fahrtkosten. Für sonstige Umzugskosten wie Schönheitsreparaturen lassen sich zudem ein Pauschalbetrag von 964 Euro für eine Person und 643 Euro Zuschlag für jede weitere im Haushalt lebende Person ohne Einzelnachweise ansetzen. Aber auch wer privat umzieht, kann Steuern sparen. Ein von einer Spedition durchgeführter Umzug gehört zu den haushaltsnahen Dienstleistungen, die pro Jahr mit 20 Prozent der Ausgaben, maximal 4000 Euro, von der Steuerschuld abgezogen werden können. Ist der Umzug aus gesundheitlichen Gründen notwendig, kann das Finanzamt die Kosten als außergewöhnliche Belastungen anerkennen.

„Eine gute Planung vermeidet Stress“

Johannes Wörle

Umzugsberater Johannes Wörle hilft Personen und Firmen, stressfrei umzuziehen.

S-Quin: Was ist der beste Umzugstipp?
Wörle: Rechtzeitig planen. Je früher man den Umzug plant, desto entspannter wird er. Meist wird die für die Vorbereitungen nötige Zeit aber viel zu knapp angesetzt.

S-Quin: Wann sollte man mit der Planung beginnen?
Wörle: Das kommt ein bisschen darauf an, ob man in Eigenleistung oder mit einer Spedition umzieht. Ist Letzteres der Fall, sollte man Angebote von Umzugsunternehmen einholen, sobald klar ist, was wann wohin umziehen wird. Denn wer frühzeitig anfragt, erhält möglicherweise auch bessere Konditionen, weil die Spedition zum Wunschtermin noch ausreichend Kapazitäten zur Verfügung hat. Das gilt insbesondere für die Urlaubszeit.

S-Quin: Wie lässt sich beim Umzug sonst noch Geld sparen?
Wörle: Am ehesten lässt sich Geld sparen, indem man sich vorher Gedanken macht, was entsorgt werden kann. Denn wenn man erst einmal umzieht und hinterher entsorgt, zahlt man unnötig Transportkosten. Sparen kann man aber auch, indem man zum Beispiel selbst packt oder Möbel montiert. Allerdings empfehle ich meinen Kunden, hochwertige, zerbrechliche Gegenstände lieber vom Spediteur ein- und auch auspacken zu lassen. Denn nur dann hat man die Sicherheit, dass der Spediteur bei Schäden haftet.

S-Quin: Nach dem Umzug kommt die Einweihungsfeier. Haben Sie Tipps für die Party?
Wörle: Aus eigener Erfahrung empfehle ich eher eine Ausweihungsparty. Wenn die Wohnung leer ist, kann wunderbar gefeiert werden, und die Rotweinflecken sind nicht ganz so dramatisch, weil die Teppiche schon weg sind oder man ohnehin renovieren muss.

Fotos Adobe Stock, iStockphoto, Wörle

 

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