Ein Schwarzrücken-Aguti, eine Weißnacken-Moorantilope oder ein Tigerschwanz-Seepferdchen? Patenschaften für Tiere sind bereits ab einem niedrigen Beitrag möglich und unterstützen sowohl die Tiere als auch die Arbeit der Einrichtungen.
Text: Sarah Lohmann
Eine Weltreise an nur einem Tag: Das ermöglichen Zoos. Und sie leisten einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz, wie Michael Weichert, Präsident des Fördervereins des Zoos Leipzig, erklärt: „Wir erleben das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier. Den Reichtum der Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten, ist unser höchstes Ziel.“
Unter dem Himmel Sachsens leben Elefanten, Giraffen, Schimpansen und nun auch wieder Koalas in artgerecht nachgebildeter Umgebung. Hinter den Kulissen: ein gut funktionierendes System, das sich um das Wohlergehen der Tiere kümmert. Und das koste, erzählt Weichert: „Das Tierwohl steht bei uns an erster Stelle. Der Zoo Leipzig beschäftigt 250 Vollzeitangestellte, die saisonal von 60 bis 80 Jobbern unterstützt werden. Hinzu kommen enorme Aufwendungen für Energie, zum Beispiel in unserem tropischen Gondwanaland.“
Neben den laufenden Kosten wollen auch Neuerungen und Modernisierungen bezahlt werden. Um dies zu stemmen, sind Patenschaften wichtig. Im Schnitt zählt der Zoo Leipzig rund 2000 Paten, die zwischen 50 und 6000 Euro jährlich für die artgerechte, nachhaltige Tierhaltung zahlen. Die Preise sind gestaffelt nach Größe und Haltungsaufwand des Patentiers.
Erdmännchen auf Erfolgskurs
Unangefochtene Spitzenreiter sind seit Jahren die Erdmännchen, die mit einem Jahresbeitrag von 150 Euro unterstützt werden können. Weichert erklärt: „Das Geld fließt aber nicht nur in ein Tier, sondern in einen großen Pott, der für die Ausgestaltung der Anlagen, für Futter und Medizin eingesetzt wird.“ Ein besonders großes Projekt ist derzeit die gitterlose Umgestaltung aller Gehege, die voraussichtlich bis 2028 abgeschlossen sein wird. Der Förderverein verfolgt keine Gewinnabsichten, alle Einnahmen werden in die Tiere investiert. „Das Tierwohl hat bei uns oberste Priorität, weshalb wir konsequent nachjustieren“, betont Weichert.
Die Laufzeit einer Patenschaft fängt bei zwölf Monaten an und kann auf bis zu fünf Jahre aufgestockt werden. Eine automatische Verlängerung gibt es nicht. Paten erhalten eine Urkunde; ab 2500 Euro pro Jahr wird der Name auf einer Stele am Gehege des jeweiligen Tiers angebracht. Um Prestige geht es den Paten allerdings nicht – Verbundenheit, Zusammenhalt und die Tiere stehen im Mittelpunkt. „Der Einsatz war während der Coronapandemie besonders hoch – so viele Menschen wollten die Tiere und den Zoo unterstützen. Das ist großartig“, freut sich Michael Weichert.
Einnahmen für Extras
Im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma in Stuttgart leben 11.000 Tiere aus 1200 verschiedenen Arten. Und auch dort gibt es die Möglichkeit, Pate zu werden. Hierfür stehen 155 Tierarten zur Auswahl, darunter der durch illegale Bejagung gefährdete Schneeleopard sowie stark oder gar vom Aussterben bedrohte Tierarten wie der Westliche Flachlandgorilla. Auch hier unterscheiden sich die Kosten nach Tierart. 50 Euro werden etwa für Diamanttäubchen berechnet, ein Panzernashorn dagegen schlägt mit 5000 Euro pro Jahr zu Buche. Die Tierpatenschaft endet auch in der Wilhelma nach zwölf Monaten oder nach Ablauf eines längeren, vorab festgelegten Zeitraums – eine automatische Verlängerung gibt es ebenfalls nicht.
Der promovierte Biologe Thomas Kölpin leitet die Wilhelma seit Januar 2014. Er erklärt, wieso die Patenschaften so wichtig sind: „Der Betrieb der Wilhelma kostet täglich 50.000 Euro. Darin enthalten sind Futter, die Kosten für die 330 Mitarbeiter, Energie, Wasser und die allgemeine Versorgung der Tiere. Das decken wir über unser Haushaltsbudget.“ Um Extras finanzieren zu können, sind die Patenschaften gedacht. Das Geld fließt in Neubauten, in Optimierungen an den Gehegen, in den Kauf von Beschäftigungsmaterial für die Tiere oder von Bewässerungsanlagen für die Pflanzen. Kölpin: „Erst kürzlich haben wir eine Überwachungskamera für das Gehege der Koalas angeschafft, sodass wir sehen können, was die Tiere nachts machen.“
Mehr Tierwohl als Ziel
Ein Zoo sei, so Kölpin, nie fertig gebaut, weil sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse immer weiterentwickelten: „Wir orientieren uns an den Best Practice Guidelines des europäischen Verbands für Zoos und Aquarien und investieren fortlaufend in die Verbesserung der Haltungsbedingungen.“
Auch in der Wilhelma ist das Erdmännchen für einen Jahresbeitrag von 100 Euro das beliebteste Patentier, dicht gefolgt vom Pinguin für 200 Euro. Ebenso gefragt: Koalas. Sie sind mit 5000 Euro im Jahr aber auch wesentlich teurer. „Momentan zählen wir 1247 Paten. Ganz gleich, für welches Tier die Patenschaft übernommen wird: Wir freuen uns über jeden und über die große Unterstützung aus der Bevölkerung“, resümiert der Zoodirektor.
Einmal im Jahr findet der Patentag statt, an dem Paten die Wilhelma kostenfrei besuchen können und eine Urkunde sowie Informationen über die Verwendung der Gelder erhalten. Mit dem Geld werden ausschließlich Tiere vor Ort unterstützt. Für Artenschutzprojekte im Ausland, die die Wilhelma darüber hinaus fördert, wird der Artenschutz-Euro verwendet – ein freiwilliger Beitrag, den Besucher beim Ticketkauf zahlen können.
Übrigens: Weil die Wilhelma nicht nur Zoo, sondern auch botanischer Garten ist, ist auch eine Pflanzenpatenschaft möglich. Für 200 Euro wird beispielsweise der Kanonenkugelbaum mit seinen orangeroten Blüten zur Patenpflanze. Ein Mammutbaum schlägt mit 2500 Euro pro Jahr zu Buche.
Lebensabend auf dem Lebenshof
Es müssen jedoch nicht immer Zoos sein. Auch bei Tierschutzorganisationen sind Patenschaften möglich. Die Aninova-Stiftung, hervorgegangen aus der Organisation Aninova, die früher als Deutsches Tierschutzbüro bekannt war, rettet Tiere aus Zucht-, Mast- und Schlachtbetrieben, um ihnen anschließend ein friedliches Dasein auf Lebenshöfen im Elsass und in Thüringen zu ermöglichen. Ab einem Monatsbeitrag in Höhe von 10 Euro kann dort zum Beispiel ein Silberfuchs, der aus einer Pelzfarm gerettet wurde, unterstützt werden. Für 5 Euro ist eine Tierpatenschaft für Kaninchen möglich, ab 10 Euro wird eine Kuh zum Patentier.
Lisa Wilhelm, Projektkoordinatorin der „Tierpatenschaft mit Herz“, erklärt: „Die Gelder fließen in die allgemeine Versorgung, in Futter, Unterkunft, Arztkosten, Medizin sowie in weitere Tierrettungen. Paten können die Lebenshöfe vier- bis fünfmal pro Jahr besuchen, sie erhalten E-Mails mit Updates und Fotos der Tiere. Bei uns gibt es zudem keine Laufzeiten oder Zahlrhythmen. Das kann jeder selbst bestimmen.“
Rettet die Bienen
Weltweit geht der Bestand an Wild- und Honigbienen zurück. Wer will, kann mit seinem Beitrag helfen. Bienen sind wichtig für ein funktionierendes Ökosystem: Sie bestäuben Blumen, Sträucher und Bäume, die wiederum Samen und Beeren für Vögel und andere Tiere bereitstellen. Seit 2011 setzt sich das Bildungs- und Ökologieprojekt Bienenretter für den Schutz der Bienen ein. Es werden Lebensräume durch insektenfreundliche Blühflächen geschaffen, zudem wird Bildungsarbeit für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Bezug auf nachhaltige Entwicklung im städtischen Raum geleistet. Unter www.bienenretter.de werden Interessierte für einen Patenbeitrag ab 36,50 Euro jährlich zum Bienenretter.
Fotos: Aninova, Zoo Leipzig, Wilhelma