Die Produkte von Luxusherstellern wie Gucci, Ferrari und Co. sind auch in wirtschaftlich trüben Zeiten gefragt. Wie Anleger am Boom der Edelmarken partizipieren können.
Text: Thomas Luther
Im italienischen Maranello ist die Welt in diesen Monaten in Ordnung. Jedenfalls ist in dem beschaulichen Ort zwischen Modena und Bologna von schlechter Laune wegen hoher Inflation und schwacher Konjunktur nichts zu spüren. Die Cafés sind gut gefüllt, auf der Piazza und in den Geschäften herrscht reges Treiben. Dass die Stimmung so entspannt ist, hat viel mit dem Sportwagenproduzenten Ferrari zu tun, der am Ortsrand seinen Sitz hat.
Während die Absatzzahlen der großen Autohersteller wegen Unsicherheiten beim Übergang zur E-Mobilität und Rezessionsängsten unter Druck sind, macht Ferrari Traumgewinne. Zwar gingen im ersten Halbjahr 2023 die Verkaufszahlen leicht zurück, aber der Umsatz wuchs im gleichen Zeitraum wegen höherer Preise zweistellig. Die Marge kletterte gar auf 40 Prozent.
Nicht einmal zwei Autostunden entfernt, in Florenz, schreibt eine andere Luxusfirma eine ähnliche Erfolgsgeschichte. Das Mode-Imperium Gucci hat Umsatz und Gewinn in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht.
Konjunkturflauten perlen ab
Gucci und Ferrari markieren einen Trend. Ob Uhren, Mode oder Autos: Für Luxus geben gut betuchte Käufer auch in schlechten Zeiten viel Geld aus. Dass die Weltkonjunktur lahmt, perlt an der Branche ab. Und Prognosen gehen davon aus, dass der Trend nicht nur in Deutschland anhalten wird (siehe Grafik). „Die Nachfrage nach Luxusgütern ist von anderen Faktoren bestimmt als die von Konsumartikeln im Massenmarkt“, erläutert Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank. „Bei den Luxusmarken sind Merkmale wie etwa Qualität, Handwerkskunst, Exklusivität, Prestige und Image wesentliche Entscheidungskriterien beim Kauf.“
Dass der Umsatz- und Gewinnboom bei den Premiumherstellern seit Jahren anhält, hat für den Anlageexperten auch mit Auswirkungen der Coronapandemie zu tun. „In dieser Phase hat sich das Konsumverhalten geändert. Dienstleistungen konnten über einen langen Zeitraum nicht nachgefragt werden, Güter dagegen schon“, sagt er.
Zusätzlich hat die Globalisierung den Siegeszug zahlreicher Edelmarken beschleunigt. In China und vielen anderen Schwellenländern ist der Wohlstand vor allem der Oberschicht rapide gewachsen. Dadurch haben die Luxuslabels ihre Präsenz in diesen Märkten stark ausbauen können.
LVMH ist der Platzhirsch
Auch für Anleger kann es sich lohnen, einen Blick auf die Aktien der Luxushersteller zu werfen. Allerdings ist das Branchenfeld an der Börse vergleichsweise knapp besetzt. Ein prominenter Vertreter ist Ferrari, dessen Aktien seit 2015 öffentlich gelistet sind. Seit ein paar Monaten trifft das auch auf Porsche zu. Gerade institutionelle Investoren wie Versicherungen und Fonds kommen aber an den Anteilen von LVMH kaum vorbei. Der französische Konzern, der unter seinem Dach unter anderem Modelabels wie Louis Vuitton, Kenzo, Christian Dior und Fendi versammelt, ist das mit Abstand wertvollste Unternehmen im europäischen Euro-Stoxx-50-Index.
„Grundsätzlich sind Luxusaktien defensiver und weniger konjunktursensibel als normale zyklische Konsumaktien“, beobachtet Schallmayer, warnt aber: „Das macht ihre Kurse allerdings nicht weniger schwankungsanfällig. Die Vorlieben der Käuferinnen und Käufer können sich verschieben und für zum Teil erhebliche Ausschläge bei einzelnen Aktien sorgen.“ Wichtig ist vor diesem Hintergrund, dass ein Unternehmen nicht nur von einem einzelnen Produkt abhängig ist. Wird ein Trend verpasst, oder die Mode wechselt, kann das gravierende Folgen für den Aktienkurs haben. „Je mehr Marken und je mehr Produkte und Produktkategorien ein Unternehmen im Portfolio hat, desto besser lassen sich diese Effekte ausgleichen“, weiß Schallmayer. „Auch spielt es eine große Rolle, wie viel Know-how in dem Luxusartikel steckt.“
Die Anlage in einem Investmentfonds ist daher eine überlegenswerte Alternative. Mit der Auswahl verschiedener Aktien aus dem Sektor sinkt das Anlagerisiko. „Unsere Expertinnen und Experten analysieren dabei, ob einzelne Luxushersteller mit ihrem Produktportfolio auch so aufgestellt sind, dass sie die hohen Wachstumserwartungen des Markts auch in Zukunft werden erfüllen können“, so Schallmayer. „Zudem versuchen sie, Trends und veränderte Konsumpräferenzen früh aufzuspüren.“
Allerdings sind auch Investmentfonds Wertschwankungen unterworfen, und gute Ergebnisse in der Vergangenheit sind kein Garant für zukünftige Erfolge. Bei der konkreten Auswahl eines passenden Fonds hilft der Sparkassenberater vor Ort.
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