Angesichts stark steigender Energiepreise gehen immer mehr Menschen ihre private Energiewende an. Welche Klimaschutzinvestitionen im Eigenheim sich lohnen und wie schnell sie sich umsetzen lassen.
Text: Stefanie Hutschenreuter
Heizen mit Öl und Gas, Tanken und auch Strom haben sich mit Beginn des Ukrainekriegs enorm verteuert. Viele Menschen befürchten, dass sie sich die hohen Energiepreise auf Dauer nicht mehr leisten können, und denken über eine private Energiewende nach. Denn wer daheim in Klimaschutz investiert, spart in Zukunft nicht nur klimaschädliches CO2 ein, sondern auch Energiekosten. Je mehr die Immobilieneigentümer dabei auf erneuerbare Energien setzen, desto unabhängiger machen sie sich von fossilem Gas und Öl.
„Am wichtigsten für klimafreundliches Heizen ist es, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Deswegen sollte die Gebäudehülle zuerst optimiert werden“, sagt Jens Hakenes von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft Co2online. Auch Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät dazu, sich erst einmal mit einem Energieberater das ganze Haus anzuschauen. „Im besten Fall kommt dann heraus, dass das Gebäude in einem besseren Sanierungszustand ist als gedacht und nicht mehr mit ganz so hohen Temperaturen beheizt werden muss, sodass Alternativen zu Öl- und Gasheizungen infrage kommen“, sagt Ramona Mittag.
Im Kommen: die Wärmepumpe
In den meisten Fällen kann das eine Wärmepumpe sein. Ihre Beliebtheit wächst. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass die Technik als klimafreundlichste Heizung gilt, denn eine Wärmepumpe heizt mit Umweltwärme aus der Erde, der Luft oder dem Grundwasser unter Zuhilfenahme von Strom. Dieser Betriebsstrom kann Ökostrom aus der Steckdose sein, aber auch – besonders günstig – von der eigenen Photovoltaikanlage auf dem Dach stammen.
Wärmepumpen sind vergleichsweise wartungsarm und benötigen keine Bevorratung eines Energieträgers. Allerdings eignen sie sich nicht für jeden Altbau, insbesondere nicht für solche, die schlecht gedämmt sind. Die Anschaffungskosten für eine Wärmepumpe liegen mit etwa 12.000 bis 33.000 Euro über denen eines Gasbrennwertkessels. Luftwärmepumpen sind günstiger als Erdwärme- oder Grundwasserwärmepumpen, besitzen allerdings auch einen geringeren Wirkungsgrad.
35 Prozent der Kosten, bei Austausch einer Ölheizung sogar 45 Prozent, kann man sich über die sogenannte BEG-Förderung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) vom Staat finanzieren lassen. „Und im Betrieb ist die Wärmepumpe inzwischen günstiger als eine Gas- oder Ölheizung“, betont Experte Hakenes.
Pelletheizung: Heizen mit Holzabfall
„Kommt eine Wärmepumpe nicht infrage, ist eine Holzpelletheizung meist eine gute Alternative“, sagt Verbraucherschützerin Mittag. Auch diese gilt als klimafreundlich. „Allerdings nur mit Holz aus nachhaltiger, regionaler Forstwirtschaft und mit Staubabscheidern. Das ist jedoch kein Standard“, so Jens Hakenes. Der Anschaffungspreis einer automatisch beschickten Pelletheizung ist mit 17.000 bis 25.000 Euro zwar relativ hoch. Bei den laufenden Kosten hat die Pelletheizung jedoch die Nase vorn. Gefördert werden diese ebenso wie Wärmepumpen über die BEG des Bafa mit 35 Prozent Zuschuss.
Brennstoffzellenheizungen und Blockheizkraftwerke werden auch oft als klimafreundliche Heizalternativen gesehen. Beide erzeugen sowohl Wärme als auch Strom, was sie äußerst energieeffizient macht. Brennstoffzellenheizungen sind zudem schadstoffarm: Bei der Reaktion von Sauerstoff mit Wasserstoff entsteht hauptsächlich Wasserdampf. Allerdings nutzen beide fossiles Erdgas. Blockheizkraftwerke können zwar auch mit Holz oder Biogas betrieben werden; Holzgasblockheizkraftwerke haben jedoch einen geringeren Wirkungsgrad und sind aufwendiger im Betrieb.
In Ein- und Zweifamilienhäusern kommen diese stromerzeugenden Heizungen derzeit eher selten zum Einsatz, denn die Anschaffungskosten können 30.000 Euro und mehr erreichen. Somit lohnen sich diese Modelle vor allem bei Gebäuden mit hohem Wärme- und Strombedarf, etwa wenn ein Schwimmbad vorhanden ist.
Über die KfW-Förderbank wird die Anschaffung von Blockheizkraftwerken nur noch gefördert, wenn sie mit fester Biomasse, Biogas oder Erdwärme betrieben werden. Für den Kauf einer Brennstoffzellenheizung ist hingegen ein KfW-Zuschuss von 40 Prozent der Kosten möglich. Eine Inanspruchnahme der KfW-Förderung schließt allerdings eine Stromvergütung nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz aus.
Die Kraft der Sonne nutzen
Neben einer Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung ist nach wie vor auch Solarthermie eine gute Investition. Eine Solarthermieanlage unterstützt die Heizung mit der Kraft der Sonne und senkt damit automatisch den Energieverbrauch, egal, ob man mit Öl, Gas, Pellets oder Strom heizt. Der Nachteil: Die Sonne heizt hauptsächlich an warmen Tagen mit, also dann, wenn die Heizung weniger gebraucht wird.
„Kommt eine Wärmepumpe nicht infrage, ist eine Holzpelletheizung meist eine gute Alternative“
Die BEG-Förderung über das Bafa beträgt 30 Prozent der Kosten. Der Verband Privater Bauherren hat errechnet, dass eine Anlage für einen vierköpfigen Haushalt etwa 2000 Kilowattstunden Energie einspart. Bei einer Investition von 8000 Euro läge die Amortisation der Anlage somit bei etwa 15 bis 20 Jahren.
Lohnt sich die Anschaffung?
Wie schnell sich eine neue Heizung rechnet, ist von vielen Faktoren abhängig. Entscheidend sind vor allem Förderung und Energiekosten. Gerade Letzteres lässt sich kaum schätzen. „Sehr wahrscheinlich ist aber: Die Kosten für fossile Energieträger steigen, nicht nur durch den immer höheren CO2-Preis“, sagt Experte Hakenes. „Um die wirtschaftlich beste Lösung zu finden, sollte auch Elektromobilität mitgedacht werden. Je nach Energiebedarf des Haushalts können verschiedene Kombinationen, auch mit Photovoltaik oder Solarthermie, besser passen.“ Batteriespeicher rechnen sich laut Hakenes aktuell meist nicht, ebenso wenig Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellenheizungen.
Wer sich jetzt Angebote für einen Heizungstausch einholt, muss vor allem viel Geduld mitbringen, denn die Nachfrage nach Handwerkern und Energieberatern ist immens groß. Die kostenlosen Energieberatungen der Verbraucherzentralen sind bereits in einigen Bundesländern bis auf Weiteres ausgebucht. Bei Handwerkern muss man je nach Region und Maßnahme mit einer Wartezeit von mehreren Monaten bis zu einem halben Jahr rechnen.
Tipp: Solarstrom im Tank
Wer seine Haustechnik klimaschonend aufstellt, sollte auch gleich über ein Elektroauto nachdenken. Das gilt vor allem, wenn man die Anschaffung einer Photovoltaikanlage in Erwägung zieht. Denn der Betrieb einer Solarstromanlage für den Eigenverbrauch wird rentabler, je mehr Strom selbst verbraucht wird, etwa durch eine Wärmepumpe. Mit E-Auto und Batteriespeicher lässt sich der Eigenverbrauch des Solarstroms zusätzlich anheben, sodass man noch weniger Strom aus dem Netz beziehen muss.
E-Auto und PV-Anlage holen auf
Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, bezieht zum KfW-Energiewendebarometer Stellung.
S-Quin: Laut KfW-Energiewendebarometer 2021 nutzt mehr als jeder vierte Haushalt klimafreundliche Technologien. Wie bewerten Sie das Ergebnis?
Köhler-Geib: Für mich ist es eine positive Botschaft. Jedes Jahr werden es mehr. Solarthermie stellt die häufigste Anschaffung dar. Hier liegt der Höhepunkt der Neuinstallationen allerdings ein paar Jahre zurück. Der Vorsprung auf die beiden nächsthäufigen Technologien, Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen, ist in den letzten Jahren gesunken, sodass mittlerweile alle drei nahezu gleichauf liegen.
S-Quin: Welche Energiewendetechnologien planen die meisten Haushalte anzuschaffen?
Köhler-Geib: Elektroauto und Photovoltaikanlagen werden mit Abstand am häufigsten genannt, aber auch bei Batteriespeichern zeichnet sich eine Dynamik ab.
S-Quin: Kommt die private Energiewende in Deutschland also voran?
Köhler-Geib: Insgesamt sehen wir Fortschritte, gerade bei den Eigentümern. Das Tempo im Wohngebäudebereich reicht jedoch nicht. Hier müssen die jährlichen Treibhausgaseinsparungen verdoppelt werden, um die Klimaziele zu erreichen. Wichtig ist deshalb, dass wir weitere Anreize schaffen, die alle Haushalte erreichen – insbesondere solche in Mietobjekten.
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