Karriere nach Plan

Wer beruflich aufsteigen will, kann seine Laufbahn mit Beginn der Ausbildung zielorientiert vorbereiten. Welche Erfolgskriterien heute für ein erfolgreiches Berufsleben zählen.

Text: Eva Neuthinger

Für Heidi Stopper war Richterin der Traumberuf. „Also studierte ich Jura. Aber während des Referendariats am Gericht stellte ich fest, dass es tolle Berufe gibt, die aber gar nicht toll für mich sind“, so Stopper. Also sattelte sie um und stieg nach dem Zweiten Staatsexamen in der Personalabteilung des Industriekonzerns Dornier ein. „Ich startete mit Personalgrundsatzfragen, machte parallel ein Masterstudium für Human-Resource-Management und bekam im Schnitt alle zwei Jahre einen neuen Job, meist durch Umstrukturierungen“, erinnert sie sich. „Meine Lernkurve war in der Anfangszeit schon sehr steil.“

„Ich wollte mich weiterentwickeln und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit“

Mit Mann und Kind lebte sie später berufsbedingt in Frankreich und arbeitete als Personalchefin für EADS (heute Airbus). Anschließend wurde sie bei der Pro-Sieben-Sat.1 Media AG der erste weibliche Personalvorstand eines MDAX-Unternehmens. Nach fünf erfolgreichen Jahren kam die zweite Wende. „Ich wollte mich weiterentwickeln und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit“, so die 54-Jährige.

Heute zählt sie zu den gefragtesten Coaches für Top-Manager und Führungskräfte, hat eine Honorarprofessur an der Hochschule Macromedia in München und engagiert sich als Multi-Beirätin. „Eine Portion Zufall und Glück gehören für den Aufstieg sicher mit dazu“, räumt sie ein. Aber die eigene Laufbahn könne man auch selbst begünstigen.

Stärken und Schwächen analysieren

Im ersten Schritt, so Stopper, sollte man sich seiner Stärken und Fähigkeiten bewusst sein, etwa der Gabe, komplexe Sachverhalte leicht zu erfassen, stark in der Analyse zu sein oder gut mit Menschen umgehen zu können. „Klingt einfach, aber die meisten von uns kennen ihre Schwächen besser als ihre Stärken“, meint sie. Im zweiten Schritt geht es darum: Was bedarf es im Job, um zufrieden zu sein? Nicht jeder ist für einen Schreibtischjob gemacht, viele wollen lieber in der Natur oder in der Forschung tätig sein.

Vor der Berufswahl sollte man daher seine Präferenzen prüfen. Ein Coach oder Freunde und Verwandte können helfen – Menschen, die einen kennen. Psychologen raten allerdings oft ab, die Eltern zu fragen. Sie sind einerseits zu nahe an ihren Kindern, um objektiv zu beraten, und wissen andererseits über die Möglichkeiten nicht Bescheid.

Den Grundstein legen

Nach dieser Selbstanalyse kommt die Entscheidung, welche Karriere eingeschlagen werden soll. Oft führen mehrere Wege zum Ziel. Wer eine führende Position anstrebt, kann dies mit einer Lehre erreichen. Viele Firmen bieten gezielte Programme zur Personalentwicklung oder auch die Chance, sich über ein duales Studium weiterzubilden.

„Wir fördern unsere Potenzialträger“, sagt zum Beispiel Cedrik Krampitz von der Personalabteilung der Sparkasse zu Lübeck. Mit jedem Mitarbeiter werden alle zwei Jahre Gespräche über die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten geführt. „Bei Bedarf finanzieren wir ein individuelles Coaching, um unsere potenziellen Führungskräfte zu unterstützen“, so Krampitz. Eine Karriere bis zum Abteilungsleiter sei ohne Studium grundsätzlich möglich.

Er selbst hatte nach dem Abitur bei einer Sparkasse eine Ausbildung begonnen. Nach seinem Abschluss wechselte er zur Sparkasse zu Lübeck und studiert nun berufsbegleitend im Masterstudiengang Human-Resource-Management. „Das ist schon stressig. Aber Praxis und Theorie zu kombinieren, gefällt mir gut“, so der 28-Jährige. Damit stehen ihm für den nächsten Karriereschritt alle Türen offen.

Die Sparkassen bieten sogar spezielle Programme für Quereinsteigende

Bei der Sparkasse zu Lübeck haben externe Bewerberinnen und Bewerber mit der entsprechenden Qualifikation prinzipiell die gleichen Chancen wie jene, die von der Pike auf im eigenen Haus gelernt haben. „Wir bieten sogar spezielle Programme für Quereinsteigende. Wer will, kann altersunabhängig noch eine Weiterbildung zum Sparkassenkaufmann oder zur Sparkassenkauffrau starten“, so Krampitz. Acht Mitarbeitende machen das derzeit – ehemalige Köche, Erzieher oder Restaurantfachleute. „Wir wählten die Kandidatinnen und Kandidaten danach aus, wer uns fachlich wie auch persönlich überzeugen konnte“, so Krampitz. Die Noten standen für die Personaler nicht im Fokus.

Spannende Karrierechancen gibt es auch bei der Sparkasse Neuss. Auf der Karriereseite finden Sie dazu zahlreiche Infos: www.sparkasse-neuss.de/karriere

Renommierte Hochschule wählen

Eine Lehre nach der Schule kann genauso gut sein wie ein Studium. Aber die akademische Ausbildung vereinfacht den Aufstieg meist. David Döbele ist Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Pumpkincareers in Frankfurt am Main und Autor des „Spiegel“-Bestsellers „Nach ganz oben“. Er gibt Nachwuchskräften den Rat, einen Master zu machen, und zwar an einer renommierten Hochschule. „Wer ganz nach oben will, besucht idealerweise eine Universität“, so der Experte.

Wer nach oben will, besucht idealerweise eine Universität oder eine renommierte Fachhochschule.

Döbele wird oft gefragt, ob ein Fachhochschuldiplom mit einer 1 vor dem Komma besser sei als ein Examen an einer Universität mit einer 2 oder einer 3. „Das ist eher Theorie. Die Rechnung geht erfahrungsgemäß eher selten auf, weil gute Noten in der Regel aus Fleiß resultieren. Und Fachhochschulen mit einem guten Ruf sind auch nicht so leicht“, so Döbele. Anstrengen sollte man sich allerdings in jedem Fall.

Je nach Stelle kommt es auf die Note an

Eine schlechte Note kann ein Ausschlusskriterium sein, wenn man als Person mit großem Potenzial gehandelt werden will. Der öffentliche Dienst etwa setzt oft einen überdurchschnittlichen Abschluss voraus. „Große Konzerne oder namhafte Unternehmensberatungen erhalten auch in Zeiten des Fachkräftemangels sehr viele Bewerbungen. Wer hier einsteigen will, braucht in der Regel ein Einser-Examen, dazu möglichst noch Auslandserfahrung“, erklärt der Coach.

Eine derartig hohe Qualifikation schaffen nur wenige. Also braucht es mitunter Umwege, um ans Ziel zu kommen. Döbele gibt den Tipp, sich als Student zum Beispiel bei mittelständischen Firmen oder Beratungsgesellschaften mit zehn oder zwölf Partnern für ein Praktikum zu bewerben und so Erfahrungen – möglichst in der Projektarbeit – zu sammeln. Viele Firmen zahlen dafür den Mindestlohn oder rund 2000 Euro Gehalt im Monat, wobei es immer auf die Institution oder Gesellschaft ankommt. Im sozialen Bereich fließt meist weniger Geld. „Die Praxiserfahrung verbessert die Chancen, später bei einer größeren oder renommierten Gesellschaft noch mindestens zwei weitere Praktika zu machen oder als Trainee einzusteigen“, erklärt Döbele.

Wo eine Promotion gefragt ist: 85 Prozent der Chemiker promovieren, gefolgt von 75 Prozent der Biologen. Zum Vergleich: Bei den Germanisten sind es nur 16 Prozent, bei Maschinenbauern oder Elektrotechnikern ist es rund ein Viertel.

Eine Promotion bringt dagegen seiner Meinung nach in vielen Branchen oft keine durchschlagenden Vorteile. Wer ins Management wolle, könne auf den Titel verzichten. Nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Heidrick & Struggels in München hat ein Drittel der obersten Personalverantwortlichen der DAX-Konzerne promoviert.

Aber es gibt Ausnahmen wie etwa für Biologen, für Chemiker oder allgemein für Naturwissenschaftler, die bis in die Chefetage vorrücken wollen. Die Quote derjenigen, die in diesen Fächern eine Doktorarbeit geschrieben haben, liegt nach Angaben des Centrums für Hochschulentwicklung bei über 70 Prozent. „Hier kann der Titel sogar eine Voraussetzung sein, um den gewünschten Job zu bekommen“, sagt Döbele. Ansonsten kann noch ein Auslandssemester oder -praktikum Schub für den Einstieg in die Karriere bringen. Vor allem Arbeitgeber mit Auslandsbezug wissen das zu schätzen.

Netzwerk aufbauen

Jeder Blick über den Tellerrand bietet die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. „Unabhängig vom Alter oder vom Status ergibt es immer Sinn, sich auf den einschlägigen Plattformen wie Linkedin oder Xing zu registrieren“, betont Stopper. Sie weiß, dass viele Unternehmen auf diesen Portalen nach qualifizierten Fachkräften suchen. Nicht nur das: Man kann vergleichen, wie sich andere dort präsentieren.

Döbele empfiehlt, sich die Lebensläufe von Führungskräften anzusehen, die dort sind, wohin man selbst möchte. Man sollte checken, bei welchen Firmen sie in welcher Position tätig waren. Keiner muss sich scheuen, diese Menschen nach ihren Erfahrungen zu fragen. „Die meisten geben gern Auskunft. Sie helfen, weil ihnen selbst geholfen wurde“, so Döbele.

Nachwuchskräfte sollten sich ein Netzwerk aufbauen. Sie können etwa in Verbänden oder Wirtschaftsklubs aktiv sein, um einen Anknüpfungspunkt für ein Gespräch zu haben. „Es spricht nichts dagegen, seine Handynummer zu geben und um einen Anruf zu bitten“, sagt Döbele. Im besten Fall können die während des Studiums aufgebauten Kontakte zum Job verhelfen. Ist der Einstieg dann geschafft, muss man nicht mehrere Jahre beim ersten Arbeitgeber bleiben. „Das war früher. Im Lebenslauf ist es kein Manko mehr, alle zwei Jahre zu wechseln“, erklärt Stopper. Wichtig sei es nur, lebenslang zu lernen und offen dafür zu sein, sich zu verändern. Sie sagt: „Im Beruf ist heute nichts mehr für die Ewigkeit. Die meisten Jobs von morgen kennen wir heute noch gar nicht.“

„Sich sichtbar machen“

Die Münchner Coachin Heidi Stopper über Erfolgskriterien für den Aufstieg im Job.

Heidi Stopper

S-Quin: Eine gute Ausbildung ist die Eintrittskarte in den Beruf. Aber was zählt, um beim Arbeitgeber aufzusteigen?
Heidi Stopper: Leistung und Erfolg sind zwei wichtige Kriterien für eine Karriere. Aber viele Mitarbeiter glauben, ihre fachliche Expertise müsste ihr Abteilungsleiter oder die Gruppenleiterin erkennen und honorieren. Sie vergessen, dass viele Vorgesetzte oft 10, 20 oder mehr Menschen im Team haben. Da kann die Kompetenz des Einzelnen schnell untergehen. Deshalb sollte man sich in Erinnerung bringen und sichtbar machen.

S-Quin: Wie wird man sichtbar, ohne anzugeben?
Stopper: Wer von einem Geschäftspartner in einer E-Mail ausdrücklich für seinen guten Job gelobt wird, kann die Mail seinem Chef oder der Chefin weiterleiten. Wenn Mitarbeiter strahlen, lässt das die Führungskraft mit erstrahlen. Also ist jedes Lob für den Chef sehr wichtig. Tue Gutes und sprich darüber. Mit Angeberei hat das nichts zu tun.

S-Quin: Aber mit professionellem Verhalten im Berufsleben. Worauf sollte man achten?
Stopper: Jeder sollte reflektieren, wie er oder sie zum Beispiel mit den Interessenkonflikten im Arbeitsalltag umgeht. Sich in den Soft Skills weiterzuentwickeln, ist wichtiger als allgemein gedacht. Viele Firmen unterstützen ihre Mitarbeitenden bei Kommunikation, Konfliktmanagement oder der Persönlichkeitsentwicklung. Das sollte man nutzen.

S-Quin: Stichwort Personalentwicklung: Was können Mitarbeiter von Firmen hierzu erwarten?
Stopper: Wer ambitioniert ist, sollte offen seine Wünsche und Vorstellungen kommunizieren. Die Personalverantwortlichen in großen Firmen und im Mittelstand unterstützen meist sehr wohlwollend, viele haben Weiterbildungsprogramme. Für unsere Entwicklung sind wir aber selbst verantwortlich und sollten diese nie ganz aus der Hand geben.

Fotos: Adobe Stock, Shutterstock, Stopper Coaching

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