Wer so lange wie möglich daheim wohnen bleiben möchte, sollte seine Immobilie auf die Zukunft vorbereiten – zumal der Staat beim altersgerechten Umbau mit Fördergeldern unterstützt.
Text: Stefanie Hutschenreuter
In neuen Immobilien ist barrierefreies Bauen schon Standard, denn dies bedeutet Wohnkomfort. Im Alter oder nach schwerer Krankheit kann die Barrierefreiheit der Immobilie sogar zum entscheidenden Faktor werden. Dann nämlich, wenn man dank eines Wohnumfelds ohne Hindernisse länger zu Hause wohnen bleiben kann, weil man trotz körperlicher Einschränkungen noch gut allein zurechtkommt. Barrieren in den eigenen vier Wänden schon frühzeitig abzubauen, kann also helfen, lange die Selbstständigkeit zu bewahren.
„Steht eine Sanierung an, etwa im Gäste-WC, kann man gleich den Raum vergrößern und eine breitere Tür einbauen“
Wann ein Gebäude als barrierefrei gilt, regelt in Deutschland die DIN 18040. Die Norm schreibt eine Türdurchgangsbreite von 90 Zentimetern und eine Flurbreite von 120 Zentimetern vor, wobei mindestens einmal eine Bewegungsfläche von 150 mal 150 Zentimetern zum Wenden mit dem Rollator oder Rollstuhl vorhanden sein muss. Damit die Wohnung als rollstuhlgerecht gilt, sind noch höhere Anforderungen zu erfüllen. Im Altbau lassen sich nicht immer alle gesetzlichen Vorgaben umsetzen. „Aber in fast jedem Haus lässt sich zumindest eine Barrierearmut mit Komfortverbesserungen erreichen“, sagt Susanne Runkel, Architektin und Professorin an der Hochschule Augsburg.
Frühzeitig vorbauen
„Erst zum Zeitpunkt der motorischen Einschränkung mit dem Umbau zu beginnen, ist eine sehr große Belastung, da Planung, Ausführung und Finanzierung unter Zeitdruck erfolgen müssen“, mahnt die Bauexpertin. Das kann zudem unnötig ins Geld gehen. Runkel rät daher, kontinuierlich Hindernisse abzubauen, und erklärt: „Wenn eine Sanierung ansteht, etwa die Erneuerung des Gäste-WCs, kann man gleich auch den Raum vergrößern sowie eine breitere Tür und eine bodengleiche Dusche einbauen.“
Bei einem Fenstertausch ist es beispielsweise sinnvoll, die Griffe von vornherein niedriger als üblich anzubringen, damit sich die Fenster auch im Sitzen öffnen lassen. Ein weiterer Ratschlag der Expertin ist, auch im Zuge einer energetischen Sanierung den Abbau von Barrieren zu bedenken. Wird etwa die alte, zugige Haustür durch ein wärmedämmendes Modell ersetzt, sollte man zusätzlich auf Leichtgängigkeit achten. Vielleicht lässt sich auch gleich eine Türsprechanlage anbringen, oder es können Schwellen im Eingangsbereich eliminiert werden. Wenn sich das Licht dann noch über Bewegungsmelder ein- und ausschaltet, erspart einem das viele unnötige und später vielleicht beschwerliche Gänge.
Smarte Lösungen machen das Leben leichter
Generell sind viele Smarthome-Anwendungen altersgerecht. So lassen sich etwa über Sprachsteuerung, Taster, Sensoren oder Touchdisplays bequem Rollläden, Heizung und Licht nach Bedarf oder automatisch steuern. Bewegungssensoren können einen Sturz oder eine plötzliche Hilflosigkeit erkennen, sodass im Notfall Angehörige sofort per SMS oder Anruf informiert werden oder gleich automatisch medizinische Hilfe angefordert wird.
Typische Schwachstellen in älteren Gebäuden sind Stufen und Schwellen an Zugängen zum Haus oder zwischen Räumen. Sie stellen nicht nur Stolperfallen dar, sondern werden für Menschen mit einer Gehhilfe auch schnell zu unüberwindbaren Hindernissen. Sie schwellenlos umzugestalten, ist daher immer eine sinnvolle Maßnahme.
Viele Barrieren finden sich auch im Badezimmer. Häufig sind ältere Bäder zu klein, um Bewegungsfreiheit zu bieten oder um eine bodengleiche Dusche einzubauen. Dann empfiehlt es sich, das Bad eventuell durch einen Wanddurchbruch zum Nachbarzimmer zu vergrößern. Dabei lässt sich gleich Platz für Waschmaschine und Trockner einplanen, damit man nicht zwingend zum Wäschewaschen in den Keller gehen muss.
Wenn zusätzlich Küche und Schlafzimmer auf einer Ebene liegen, kann das im Alter eine enorme Erleichterung sein, weil dann das Treppensteigen entfällt. Liegen Schlafräume und Bad im Obergeschoss und ist die Nutzungsänderung eines Raums im Erdgeschoss als Schlafbereich ausgeschlossen, kann ein Treppenlift die Lösung sein.
Fördergelder vorab beantragen
Für viele dieser und weitere Umbaumaßnahmen gibt es Fördergelder. So hält das KfW-Programm „Altersgerecht umbauen“ einen zinsgünstigen Kredit von bis zu 50.000 Euro für Baumaßnahmen bereit, die Barrieren reduzieren, den Wohnkomfort erhöhen und den Einbruchschutz verbessern. Alternativ können Sanierer auch den Investitionszuschuss „Barrierereduzierung“ wählen. Die Zuschusshöhe beträgt maximal 10 Prozent der Kosten bei Einzelmaßnahmen und 12,5 Prozent bei einer Sanierung zum Standard „Altersgerechtes Haus“. Bis zu 6250 Euro sind möglich. Wichtig: Der Förderantrag muss immer vor Beginn der Bauarbeiten gestellt werden. Außerdem sind die Fördergelder an Bedingungen geknüpft. Unter anderem müssen bestimmte Mindestanforderungen erfüllt sein – mehr dazu unter www.kfw.de.
Auch die Bundesländer und vereinzelt Kommunen haben Förderprogramme zum altersgerechten Umbau aufgelegt. Muss ein Bewohner gepflegt werden, beteiligt sich unter bestimmten Voraussetzungen auch die Pflegekasse an den Umbaukosten. Individuelle Auskünfte bieten die regionalen Wohnberatungsstellen.
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