Wallbox – die Elektrotankstelle daheim

Immer mehr Menschen liebäugeln mit der Anschaffung einer privaten Ladestation. Denn mit einer Wallbox lässt sich das Elektroauto schnell und sicher zu Hause laden. Worauf es bei Kauf und Installation ankommt.

Text: Stefanie Hutschenreuter

Jeder vierte neu zugelassene Wagen in Deutschland ist mittlerweile ein Elektroauto. Laut Kraftfahrt-Bundesamt fuhren im Juli 2021 bereits über eine Million Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge auf den Straßen. Zu den Vorteilen von E-Autos gehört, dass sie die Fahrt zur Tankstelle ersparen, denn in der Regel werden sie daheim mit Strom betankt – und zwar dann, wenn sie nicht gebraucht werden, etwa über Nacht.

Im Prinzip reicht fürs Laden eine herkömmliche Steckdose, doch Elektriker und E-Mobilitäts-Experten raten davon ab. Zum einen, weil Haushaltssteckdosen nicht für die Dauerbelastung ausgelegt sind, zum anderen, weil das Laden dort sehr lange dauert. Besser ist es, sich eine Ladestation in der Garage oder am Stellplatz zuzulegen. Mit dieser Wallbox lädt der Autoakku wesentlich sicherer und fünf- bis zehnmal schneller. Statt 2,3 Kilowatt (kW) wie an einer Haushaltssteckdose ist eine Ladeleistung von bis zu 22 kW möglich. Auch die Ladeverluste sind geringer.

Ladezeiten voreinstellen

Außerdem bieten Wallboxen mehr Komfort. So können bei manchen Modellen per App Ladezeiten programmiert werden, etwa, um die Batterie mit günstigem Nachtstrom zu versorgen. Besitzt die Wallbox einen Stromzähler, hat der Nutzer einen Überblick über das eigene Ladeverhalten. Zudem lässt sich nachvollziehen, wie viel Strom pro Ladevorgang abgegeben wurde – unter anderem eine Voraussetzung für Wallbox-Sharing (siehe unten).

Einige Ladestationen haben ein integriertes Kabel, das nur noch am Auto angesteckt werden muss. Das macht das Hantieren mit dem zum Fahrzeug gehörenden Ladekabel überflüssig. Allerdings bieten Wallboxen ohne festes Kabel den Vorteil, dass an ihrer Ladebuchse auch ältere E-Autos ohne Typ-2-Stecker, der sich als Standard durchgesetzt hat, andocken können.

Die Anschaffung einer Wallbox lohnt sich auch deshalb, weil sie den Wert der Immobilie steigert. Der ADAC-Elektromobilitätsexperte Matthias Vogt findet, dass die Installation einer Ladestation sogar für Hauseigentümer ohne Elektroauto sinnvoll sein könne. Allerdings nur dann, „wenn die Installation damit verbunden ist, dass beim nächsten Autokauf innerhalb von zwei oder drei Jahren auch ein E-Auto auf dem Plan steht. Anderenfalls veraltet die Wallbox ungenutzt.“

Das Recht auf eine Wallbox

Nicht nur Eigenheimbesitzer, sondern auch Mieter in Mehrparteienhäusern und Wohnungseigentümer können von den Vorteilen des Ladens zu Hause profitieren. Seit 2020 haben Mieter und Wohnungseigentümer grundsätzlich einen Rechtsanspruch auf eine Wallbox für ein Elektroauto. Nur in seltenen Fällen, etwa wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht, kann der Vermieter die Installation einer privaten Ladestation verbieten.

Die Ladeeinrichtung muss ein Elektrofachbetrieb an einem Drehstromanschluss mit 400 Volt Spannung, auch als Starkstromanschluss bekannt, installieren. Die Standardladeleistung einer Wallbox beträgt heute 11 kW. Laut ADAC-Experte Vogt reicht das vollkommen aus, um alle E-Fahrzeug-Modelle über Nacht zu laden. „Außerdem ist eine Wallbox mit Ladeleistung bis 11 kW genehmigungsfrei und muss lediglich beim Netzbetreiber angemeldet werden“, so Vogt. Das übernimmt normalerweise der Installateur.

„Eine Wallbox mit Ladeleistung bis 11 kW ist genehmigungsfrei“

Experten raten zu einer Wallbox, die mit drei Phasen lädt, selbst wenn das eigene E-Auto lediglich einphasig Strom aufnehmen kann. Denn so ist die Anlage bereits für schnelleres Laden gerüstet, sollte man später auf ein E-Auto mit dreiphasigem Lader wechseln. Das Fahren mit einem E-Auto ist vor allem dann klimafreundlich, wenn es mit reinem Ökostrom geladen wird. Wer eine Förderung in Anspruch nehmen möchte, muss daher oft nachweisen, dass er eine eigene Fotovoltaikanlage besitzt oder Ökostrom vom Energieversorger bezieht.

Kosten und Förderung

Je nach Funktionsumfang kosten Wallboxen zwischen 500 und 2000 Euro. Hinzu kommen die Einbau- und Anschlusskosten. Bis vor Kurzem konnten Privatleute für den Einbau einer Wallbox von der KfW 900 Euro Zuschuss pro Ladepunkt erhalten. Der Run auf die Fördergelder war jedoch so groß, dass im Oktober 2021 die vom Bundesverkehrsministerium bereitgestellten 800 Millionen Euro komplett ausgeschöpft waren.

Ob die neue Bundesregierung die Förderung der Wallbox-Installationen weiterführen wird, ist unklar. Doch auch einige Bundesländer und Kommunen halten Fördertöpfe bereit. Die Stadt München etwa bezuschusst neue Ladestationen mit 40 Prozent der Nettogesamtkosten – bis maximal 3000 Euro.

 

Wallbox-Sharing – was ist das?

Wer möchte, teilt seine Wallbox mit anderen.

Wer eine Wallbox hat, nutzt sie nicht rund um die Uhr. Warum sie dann nicht mit anderen teilen? Unter Nachbarn ist das bereits gang und gäbe. Inzwischen gibt es auch erste Angebote für öffentliches Wallbox-Sharing: Private Eigentümer bieten Stromladungen zum Bezugspreis für jeden an. Im Rahmen der steuerlichen Freigrenzen ist das erlaubt. Auf Online-Portalen wie Going Electric und Youcharge.Me oder in den Apps Air Electric und &Charge gibt es Plattformen, auf denen man seine Lademöglichkeit anbieten kann.

Illustrationen: Shutterstock

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