Für die Umwelt lohnt sich eine Investition in Solarenergie immer. Aber auch wirtschaftlich gesehen kann sich die Anschaffung einer Photovoltaikanlage auszahlen – nicht zuletzt auch, weil die Preise für Solarmodule weiter sinken.
Text: Stefanie Hutschenreuter
Sein Dach mit einer Solaranlage zu bestücken, ist eine der wenigen Modernisierungsmaßnahmen, die bei richtiger Planung mehr einbringen kann, als sie kostet. Denn wer Solarenergie zu Hause nutzt, muss weniger Energie einkaufen. Ein weiterer Pluspunkt: Die Immobilie gewinnt an Wert.
Sonnenenergie lässt sich auf zwei Arten nutzen. Zum einen, indem die Kraft der Sonne zur Wärmegewinnung für Warmwasser oder zum Heizen eingesetzt wird, zum anderen, indem Sonnenlicht in Strom umgewandelt wird. Das Prinzip von Ersterem, einer solarthermischen Anlage, ist simpel: Durch die Kollektoren auf dem Dach fließt ein Wärmeträgermedium, das sich durch die Sonneneinstrahlung erwärmt. Die Flüssigkeit wird zum Wärmetauscher gepumpt, der die Wärme an das Trinkwasser oder an das Heizungsmedium abgibt. Die größere Solarausbeute und damit größere finanzielle Ersparnis lässt sich jedoch mit einer Photovoltaikanlage, kurz PV-Anlage, erzielen, die Solarenergie in Strom umwandelt.
Wie viel eine Solaranlage kostet
„Eine klassische Einfamilienhaus-PV-Anlage mit sechs Kilowattstunden Leistung auf 30 Quadratmeter Dachfläche geht bei 10.000 Euro los. Für einen Speicher muss ich noch einmal das Gleiche obendrauf legen, wobei die Größe dem eigenen Stromverbrauch angepasst sein sollte“, sagt Roland Hustert, Geschäftsführer der LBS Immobilien GmbH NordWest. Martin Brandis, Experte bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale, nennt etwas höhere Preise: „Als unteren Orientierungswert würde ich für eine 10-kWp-Anlage ohne Speicher aktuell 15.000 Euro ansetzen.“
Einig sind sich die Experten, dass kleinere Anlagen pro Kilowatt Leistung generell mehr kosten als größere, denn der Installationsaufwand ist ähnlich. Die Mehrkosten bei größeren Anlagen sind vor allem auf die höhere Zahl an Solarmodulen zurückzuführen, und die sind durch den aktuellen Preisverfall so günstig wie noch nie. „Wir empfehlen daher gern Anlagen, die tendenziell größer ausfallen“, sagt Brandis. „Als erste Orientierung raten wir, die Anlage so groß zu wählen, wie Platz auf dem Dach vorhanden ist.“
Welche Anlagengröße ideal ist, hängt neben dem Strombedarf auch von den Gegebenheiten vor Ort ab. Einfluss auf den Stromertrag haben etwa die durchschnittliche Sonneneinstrahlung, eine mögliche Verschattung sowie Ausrichtung und Neigungswinkel des Dachs. Für eine maximale Solarausbeute sollte die Dachfläche nach Süden zeigen und um 30 bis 35 Grad geneigt sein.
Doch auch wer ein Dach mit Ost-West-Ausrichtung besitzt, muss nicht auf eine PV-Anlage verzichten. Manche Ost-West-Anlagen haben sogar einen relativ hohen Eigenverbrauchsanteil. Der Grund: Die Solarzellen werden je zur Hälfte nach Osten und nach Westen ausgerichtet. Zwar ist der Ertrag dann nicht ganz so hoch wie auf einem Süddach, aber die gleichmäßigere Verteilung der Sonneneinstrahlung über den ganzen Tag hinweg deckt sich meist besser mit dem Verbrauchsprofil des Haushalts, dessen Bedarfsspitzen in der Regel am Morgen und Abend liegen.
Allgemein lohnt es sich im Einfamilienhaus in der Regel eher, den eigenerzeugten Solarstrom selbst zu nutzen, als ihn gegen Entgelt ins Netz einzuspeisen – selbst wenn man den gesamten Stromertrag einspeist und eine höhere Einspeisevergütung erhält. „Die Volleinspeisung ist vor allem für Menschen interessant, die den Strom nicht selbst nutzen können“, erklärt Brandis.
Erzeugten Strom optimal nutzen
Wichtig zu wissen: Auch wenn die PV-Anlage optimal ausgelegt ist, kann sie allein nie den Eigenverbrauch decken, denn nachts scheint keine Sonne. Geräte wie Kühlschrank oder Router ziehen jedoch auch dann Strom. Umgekehrt produziert eine PV-Anlage mittags am meisten Strom, wenn die Bewohner ihn am wenigsten nutzen können. So kommt es, dass sich mit der PV-Anlage lediglich bis zu ein Drittel des Strombedarfs mit Eigenstrom decken lässt.
Doch es gibt Möglichkeiten, den Eigenverbrauch des Solarstroms zu erhöhen. Eine gute Strategie ist es, den Hauptstromverbrauch in die Mittagszeit zu verlegen. Das heißt, Haushaltsgeräte wie der Geschirrspüler oder die Waschmaschine werden dann eingeschaltet, wenn die Sonneneinstrahlung am stärksten ist. Moderne Geräte haben oft einen Timer eingebaut, mit dem sich der ideale Einschaltzeitpunkt programmieren lässt.
Noch komfortabler sind Smarthome-Systeme, die die Steuerung der Elektrogeräte übernehmen. Wer zudem noch E-Bike oder Elektroauto tagsüber mit Sonnenstrom lädt, kann den Eigenverbrauch ebenfalls steigern.
Sinnvolle Energiespeicher
Am meisten bringt es jedoch, die Anlage mit einem Stromspeicher zu ergänzen. Der lagert einen Teil des überschüssigen Stroms vom Tag ein, bis er abends und nachts im Haus verbraucht wird. 50 bis 60 Prozent Eigenverbrauch sind so möglich. „Viele Speicher sind aber viel größer, als sie sein müssten“, gibt Brandis zu bedenken. Ein überdimensionierter Speicher ist nicht nur unnötig teuer, sondern kann auch schneller altern, wenn er zu selten voll geladen und entladen wird. „Eine grobe Faustformel für eine sinnvolle Speichergröße ist der Jahresstrombedarf durch 1000. Ein Haushalt, der 3000 kWh Strom im Jahr verbraucht, benötigt also eine Speicherkapazität von 3 kWh“, erläutert Brandis.
Etwas größer darf der Speicher allerdings sein, wenn zum Beispiel geplant ist, eine Wärmepumpe zu installieren oder sich ein Elektrofahrzeug anzuschaffen. Inzwischen werden laut einer Erhebung des Bundesverbands Solarwirtschaft 80 Prozent aller privaten PV-Anlagen mit Batteriespeicher verkauft. Dennoch sagt Martin Brandis: „Der Batteriespeicher erhöht zwar den Eigenverbrauch, verbessert die Rentabilität der PV-Anlage aber in den seltensten Fällen, weil er im Vergleich zur restlichen Anlage immer noch sehr teuer ist. Wer eine möglichst hohe Rentabilität haben möchte, dem rate ich, den Batteriespeicher wegzulassen.“
Geld fürs Einspeisen
Der Staat fördert die Installation von PV-Anlagen über die Einspeisevergütung. Deren Höhe für den eingespeisten Strom ist festgelegt. Der örtliche Netzbetreiber zahlt sie 20 Jahre lang. Aktuell liegt die Vergütung für PV-Anlagen mit Eigenverbrauch bei 8,03 Cent pro kWh für die ersten 10 kWp Leistung (Stand: August 2024). Für gleich große Anlagen, die voll einspeisen, gibt es derzeit 12,73 Cent pro kWh. Die nächste Reduzierung der Einspeisevergütungen erfolgt voraussichtlich zum 1. Februar 2025. Außerdem fällt seit dem 1. Januar 2023 für die Einspeisevergütung keine Umsatzsteuer mehr an, wenn sich der Betreiber für die Kleinunternehmerregelung entscheidet.
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, für die Anschaffung einer PV-Anlage einen KfW-Förderkredit über das Programm „Erneuerbare Energien – Standard“ zu erhalten. „Auch LBS und Sparkasse haben zinsvergünstigte Modernisierungskredite. Bis 50.000 Euro ist zudem kein Grundbucheintrag erforderlich, was zusätzlich Zeit und Kosten spart“, sagt Hustert. Außerdem haben einige Bundesländer, Kommunen und Energieversorger eigene Förderprogramme aufgelegt. Einen guten Überblick über die verfügbaren Finanzhilfen bietet die Förderdatenbank des Bundes: www.foerderdatenbank.de.
Mieten statt kaufen
Alternativ zum Kauf lässt sich eine PV-Anlage auch mieten. Die Verbraucherzentrale NRW hat jedoch errechnet, dass das Mieten über die Vertragslaufzeit von etwa 20 Jahren meist mit höheren Kosten verbunden ist als der Kauf. Außerdem kann es zu Problemen mit dem Weiterbetrieb kommen, wenn der Anbieter während eines laufenden Mietvertrags Insolvenz anmelden muss oder der Mietvertrag ausläuft.
Ob sich die Investition in eine PV-Anlage rechnet, hängt immer vom Einzelfall ab. Martin Brandis: „Man sollte nicht auf vorgefertigte Rentabilitätstabellen von Anlagenbauern vertrauen, weil hier oft nicht ersichtlich ist, unter welchen Voraussetzungen die Daten ermittelt wurden.“ Stattdessen rät er, mit den Angeboten mehrerer Firmen zur Verbraucherzentrale zu gehen und sich dort beraten zu lassen.
Ist die Anlage in Betrieb, empfiehlt es sich, gegen Ende des Winters oder nach starken Stürmen die Module in Augenschein zu nehmen. Ein Tipp: mit dem Smartphone fotografieren und auf dem Bildschirm des Computers stark vergrößern. Parallel sollte man regelmäßig in der App oder online den Solarertrag der Anlage überwachen. Bei Verdacht auf einen Schaden sollten Sie aber nicht selbst aufs Dach steigen, sondern einen Fachbetrieb, am besten den Anlagenbauer, beauftragen.
„CE-Zeichen ist wichtig“
Steckerfertige Balkonkraftwerke sind beliebt. LBS-Immobilienexperte Roland Hustert erklärt, was die Mini-PV-Anlagen bringen.
S-Quin: In jedem Discounter gibt es steckerfertige Balkonkraftwerke. Was können sie?
Hustert: Balkonkraftwerk ist ein Oberbegriff, der heute für kleine PV-Anlagen mit einem, zwei oder vier Solarmodulen bis zu einer Leistung von 800 Watt genutzt wird. Die Module müssen nicht am Balkon befestigt sein, sondern können genauso auf der Garage stehen oder an der Wand hängen. Das Besondere: Ich brauche keine große Installation. Ich stecke den Stecker der Anlage ein und melde sie bei der Bundesnetzagentur an. Fertig. Der Solarstrom reduziert den Stand-by-Verbrauch von Elektrogeräten wie Kühlschrank oder Router.
S-Quin: Was ist nun der Unterschied zu einer großen PV-Anlage?
Hustert: Strom, den ich nicht nutzen kann, geht unentgeltlich ins Netz – als Geschenk an die Allgemeinheit. Bei größeren PV-Anlagen erhalte ich für den Strom, den ich einspeise, eine Vergütung.
S-Quin: Wie viel kostet so ein Balkonkraftwerk?
Hustert: Es gibt Stecker-PV schon für 500 Euro. Bei dem Preis wäre ich aber vorsichtig. Wichtig ist, dass die Anlage ein CE-Zeichen hat. Das steht für eine gesicherte und geprüfte Ware. Solche Balkonkraftwerke sind für unter 1000 Euro zu haben.
S-Quin: Worauf ist sonst noch zu achten?
Hustert: Dass die Module an einer Stelle mit guter Sonnenausbeute absturzsicher befestigt sind.
S-Quin: Eignet sich ein Balkonkraftwerk für Mieter?
Hustert: Ja. Seit Neuestem darf der Vermieter oder die Vermieterin ein Balkonkraftwerk nicht mehr ohne triftigen Grund verbieten. Allerdings sollte man vor dem Einbau unbedingt Rücksprache halten, um Ärger zu vermeiden.
Weitere Infos zum Thema Solar gibt Roland Hustert in der Folge 18 des LBS-Immobilien-Podcasts: https://lbs-podcast.podigee.io.
Fotos: Adobe Stock, Roland Hustert, Shutterstock