Nichts für die Tonne: Reparieren statt wegwerfen

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Waschmaschine defekt, Hose gerissen, Pendeluhr stehen geblieben: Häufig landen diese Dinge im Müll. Reparieren oder Upcycling ist dagegen oft die umweltfreundlichere und günstigere Lösung.

Text: Eva-Maria Neuthinger

Geht ein Elektrogerät kaputt, rät der Elektrofachhändler gern zum Neukauf. Doch ist das immer nötig? Im Zuge der Klimadiskussion gewinnt das Thema an Brisanz. So hat das Öko-Institut festgestellt, dass eine Reparatur in den meisten Fällen besser ist als ein Neukauf, denn die Herstellung schluckt Energie und Ressourcen.

Früher wurde oft argumentiert, die Neuanschaffung amortisiere sich bei Elektrogeräten binnen weniger Jahre, da sie weniger Strom verbrauchten. Das stimmt allerdings meist nicht mehr. Aktuelle Geräte sind laut Testergebnissen oft schon so energiesparend, dass die Neuanschaffung sich erst nach vielen Jahren amortisiert. Daher dient es dem Klima- und Ressourcenschutz, wenn Verbraucher eher hochwertige und langlebige Produkte kaufen und bei Bedarf reparieren lassen.

Wann sich die Reparatur lohnt

Vieles hängt aber vom individuellen Gerät und der Höhe der Kosten für die Instandsetzung ab. Als Faustregel gibt die Stiftung Warentest an, dass Verbraucher etwa bei Spülmaschinen bis Ende des fünften Jahres maximal die Hälfte des Kaufpreises für eine Reparatur ausgeben sollten. Je älter das Gerät sei, desto weniger. Siddharth Prakash, Experte für nachhaltigen Konsum am Öko-Institut, sieht das ähnlich und sagt: „Bei Geräten wie Kühlschränken hängt die Frage der Reparatur von den Energieeffizienzklassen des alten und neuen Modells und dem Alter ab.“

Ein Tipp: Nach Ablauf der Garantie oder Gewährleistungsfrist sollten sich Verbraucher über die Reparaturkosten bei unabhängigen Reparaturbetrieben erkundigen. „Diese berechnen möglicherweise niedrigere Kosten als Werkskundendienste der Hersteller“, so Prakash.

Skeptisch äußert sich die Stiftung Warentest zu Staubsaugern. Hier spreche kaum etwas fürs Reparieren, es sei denn, das Gerät ist relativ jung. Das ist daran zu erkennen, dass es weniger als 1000 Watt Leistung hat. Dann wäre es am besten, die Wiederbelebung selbst zu versuchen. „Etliche Defekte können Laien beheben“, so die Stiftung Warentest.

Viele alte Gegenstände lassen sich auch reparieren – hier sind Repair-Cafés eine gute Adresse. Foto: Shutterstock

Vielfältige Hilfe im Reparaturcafé

Oder man geht ins Repair-Café. Der Sektor boomt, rund 900 gibt es von ihnen in Deutschland. Hier helfen Ehrenamtliche bei der Reparatur. Elektrogeräte, Kleidung, Möbel, Geschirr, Spielzeug oder Fahrräder: Im Prinzip kann man alles dorthin bringen. Die Hilfe ist in der Regel kostenlos, wobei es natürlich keine Garantien gibt.

Verbraucher sollten allerdings vorher anrufen, ob jemand da ist, der sie unterstützen kann. Da der Andrang im Repair-Café oft sehr groß ist, lohnt sich auch die Frage nach der Wartezeit. Bis das mitgebrachte Gerät repariert wird, lässt sie sich bei Kaffee und Kuchen überbrücken. Zudem ist es oft spannend, den Experten bei der Arbeit über die Schulter zu blicken.

Gerade bei Kleidung können Reparaturcafés viel ausbessern. Alternativ sind Änderungsschneidereien ein guter und günstiger Ansprechpartner. Oder man versucht es doch selbst. Einige Hersteller wie etwa Outdoor-Spezialist Vaude geben auf ihren Websites Reparaturhinweise für ihre Bekleidung: Wie stopft man ein Loch im Pullover? Wie tauscht man den Druckknopf an der Regenhose aus? Ähnliches bietet auch der Jeanshersteller Levi Strauss, der auf seiner Website Hinweise gibt, wie man die Hosen repariert oder aus einer alten Jeans einen Geldbeutel schneidert.

220 Mal Upcycling allein in NRW

Wobei Letzteres einen zweiten Trend beschreibt, der aktuell groß in Mode kommt: Upcycling, das Aufpeppen alter Gegenstände, die dabei eine neue Verwendung finden. Das geht entweder allein, gemeinsam oder mithilfe der vielen Start-ups, die ihre Leistungen zum Upcycling kommerziell anbieten. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es 220 Orte, an denen Verbraucher zusammen Altes upcyceln. So werde in Nähcafés zum Beispiel aus recycelten Stoffen neue Kleidung, und aus alten Lastwagenhüllen entstünden Taschen oder Rucksäcke, berichtet die Verbraucherzentrale NRW.

In der Velo-Kitchen machen alle zusammen ihre Fahrräder wieder verkehrssicher – beim gemeinsamen Kochen. Diese Werkstätten werden in der Regel von Ehrenamtlichen betrieben und finanzieren sich aus Spenden der Besucher. Wie viel man gibt, bestimmt jeder selbst.

Upcycling spielt auch eine Rolle beim Projekt „Plastik sparen – beim Einkauf und unterwegs“ des Landes Hessen. Die Verbraucherzentrale Hessen hat in diesem Rahmen dazu aufgerufen, Plastikmüll zu reduzieren, und einen Ideenwettbewerb zum Thema initiiert, wie aus altem Plastik Neues entstehen kann. Jeder kann seine besten Tipps einsenden. „Teilen Sie Upcycling-Anleitungen“, fordert die Verbraucherzentrale auf.

Beim Upcycling sind alte Paletten ein beliebtes Ausgangsmaterial für neue Möbel. Foto: Shutterstock

Hocker aus Reststoffen

In der saarländischen Kreisstadt Neunkirchen läuft derzeit ein Projekt, bei der Pappe im Fokus steht: Schulen und öffentliche Einrichtungen nutzen den Hocker „Volker“, der vom Upcycling-Zentrum Up-Zent aus gewerblichen Reststoffen hergestellt wurde – aus Papprollen und Echtholz. So will man auf das Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft aufmerksam machen. Das kommt an: Up-Zent sucht weitere Firmen, die ihm Kartonagenrollen liefern. „Wir bekommen von unseren Reststofflieferanten nicht genug, um die hohe Nachfrage nach Volker bedienen zu können“, heißt es auf der Internetseite. Neue Papprollen zu kaufen, verbietet sich für die Projektverantwortlichen. Das widerspricht dem Konzept.

Einige Projekte arbeiten gewerblich, etwa Upcycle Berlin. Dort findet sich ein Online-Shop für Möbel aus altem Berliner Bauholz. „Für gewöhnlich verwenden Bauunternehmen ihr Bauholz so lange, bis sie es kostenpflichtig in der Müllverbrennung entsorgen müssen. Dem Upcycling-Gedanken entsprechend, kaufen wir die alten Bohlen auf und verarbeiten sie zu individuellen Designmöbeln“, so die Firma auf ihrer Website.

Selbst reparieren lernen

Dies sind nur Beispiele dafür, was Initiativen bewirken können und wie man sich selbst beteiligen kann. Dazu passt, dass immer mehr Volkshochschulen und Vereine inzwischen Upcycling-Kurse anbieten. Da wird gezeigt, wie sich alte Möbel modern aufpeppen lassen, wie sich aus PET-Verpackungen Geldbeutel fertigen lassen oder aus Fahrradschläuchen Schlüsselanhänger. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Holz und Stoff eignen sich als Materialien besonders gut zur Reparatur oder neuen Verwendung. Foto: Shutterstock

Zu schade zum Wegwerfen

Ob Reparatur oder Upcycling – hier hilft man.