Viele Menschen halten sich beim Konsum zurück, ermittelte das Vermögensbarometer der Sparkassen. Aber: Die Mehrheit blickt wieder zuversichtlicher in die Zukunft.
Text: Gunnar Erth
Der Einkauf fällt bei vielen Menschen immer noch kleiner aus. 56 Prozent der im Auftrag der Sparkassen befragten Bundesbürger haben ihr Kaufverhalten aufgrund der gestiegenen Preise eingeschränkt. Viele tun dies strategisch, indem sie Preise vergleichen, Angebote nutzen und bei weniger wichtigen Ausgaben sparen. Viele Menschen reisen zudem weniger oder gehen seltener essen, ermittelte das neue Sparkassen-Vermögensbarometer. Die umfassende Umfrage beleuchtet seit 2005 die finanzielle Stimmung in Deutschland und die Auswirkungen auf das Sparverhalten.
Besonders bei den Jüngeren zeigt sich aber beim Konsum schon ein Kurswechsel: 27 Prozent der 14- bis 29-Jährigen haben 2024 ihren Konsum ausgeweitet. „Es ist erfreulich zu sehen, dass gerade die junge Generation wieder konsumfreudiger ist und das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität zurückkehrt“, kommentiert Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), die Umfrageergebnisse.
Optimistische Jugend
Der Grund für den Umschwung: 48 Prozent der 14- bis 29-Jährigen schätzen ihre eigene finanzielle Situation als gut oder sehr gut ein. Und 50 Prozent aller in der Altersgruppe Befragten erwarten, dass sich ihre Finanzen in den kommenden sechs Monaten weiter verbessern werden. „Die junge Generation zeigt, dass sie trotz der Herausforderungen der letzten Jahre ihre Zukunft optimistisch sieht. Das ist ein wichtiges Signal, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Reuter. In der Gesamtbevölkerung sind die Zahlen allerdings deutlich niedriger. Hier sagen lediglich 38 Prozent, dass ihre finanzielle Situation gut oder sehr gut sei, und nur 23 Prozent glauben an eine Verbesserung. Die meisten erwarten keine Änderung.
Die Angst vor der Altersarmut ist allerdings allgemein präsent. „Viele Menschen sind unsicher, ob ihre bisherigen Sparmaßnahmen für eine gute Absicherung im Alter ausreichen werden“, so Reuter. 76 Prozent aller Befragten sagten daher, dass regelmäßiges Sparen wichtig oder sogar sehr wichtig sei. Allerdings erklärten nur 29 Prozent der Befragten, dass sie tatsächlich regelmäßig und mit einem monatlich festen Geldbetrag sparten. Weitere 23 Prozent sagten, sie legten monatlich variable, unterschiedlich hohe Beträge zurück. Aktien, Fonds und das Tagesgeldkonto liegen bei den beliebtesten Sparformen fast gleichauf.
Die Umfrage ergab auch, dass nur 45 Prozent der jungen Menschen unter 30 Jahren das eigene Finanzwissen für gut halten, bei den Älteren sind es sogar noch weniger. Beim Thema Altersvorsorge sieht es noch schlechter aus: Im Durchschnitt aller Altersgruppen ordnete 2024 rund ein Viertel der Befragten (26 Prozent) das eigene Wissen zu dem Thema als mangelhaft oder ungenügend ein. Dieser Wert hat sich im Vergleich zu den letzten drei Jahren leicht verschlechtert.
Unsicherheit in Sachen Börse
Vor allem Wertpapiere sind für viele ein Buch mit sieben Siegeln – traditionell stehen viele Deutsche der Börse skeptisch gegenüber. „Wir müssen dafür sorgen, dass das Wertpapierwissen in der Bevölkerung weiter gestärkt wird, um die finanzielle Zukunft breiter abzusichern“, fordert der DSGV-Chef. „Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen beim DAX zeigt, wie wertvoll die Teilnahme am gesamtwirtschaftlichen Wertzuwachs sein kann.“
Und auch bei den Rahmenbedingungen für die Altersvorsorge sieht der DSGV-Chef Handlungsbedarf: 22 Prozent der Deutschen sehen sich nicht in der Lage, Maßnahmen für die Altersvorsorge zu ergreifen. „Es ist notwendig, dass sowohl private als auch staatliche Maßnahmen zur Altersvorsorge weiter gestärkt werden“, betont Reuter. Dem müsse die Politik Rechnung tragen.
Foto: Shutterstock / Illustrationen: Freepik.com