Immer mehr Privatpersonen werden Opfer von Cyberattacken. Mit dem passenden Versicherungsschutz lassen sich die Folgen abmildern.
Text: Malte Säger
„Sie bist gehackt worden – deine Daten ist verschlüsselt. Bitte überweise 0,2 Bitcoin, um Ihre Daten wiederzuerlangen.“ Die aufpoppende Warnmeldung auf Ralf Schuberts Bildschirm war für den 37-jährigen Deutschlehrer gleich in dreifacher Hinsicht ein Schock. Neben der grammatikalischen Schwäche der Angreifer war es vor allem der Umstand, dass sie recht hatten: Wie durch Zauberhand waren sämtliche „Eigene Dateien“ inklusive der Unterrichtsmaterialien in ein anderes Dateiformat umgewandelt worden und ohne Zugangscode nicht mehr zu öffnen. „Ich war selbst schuld“, so Schubert. Der Grund: Er hatte arglos den Anhang einer E-Mail geöffnet, deren Absender er nicht kannte. „Eigentlich habe ich das schon so oft gelesen – und dann doch den Fehler gemacht“, sagt er.
Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom haben bereits 61 Prozent der Internetnutzer Erfahrungen mit kriminellen Vorfällen im Netz gemacht. Am häufigsten wurde über Schadprogramme auf dem Handy oder Computer geklagt. Ein grundsätzliches Problem besteht im fehlenden Risikobewusstsein. Viele Privatanwender meinen, dass sie anders als Unternehmen nicht interessant für Kriminelle sind.
Dass die Einschätzung falsch ist, belegt die Bitkom-Umfrage. Das Problem liegt im fehlenden Verständnis dafür, wie Hackerangriffe ablaufen, denn die Täter gehen nur selten gegen konkrete Angriffsziele vor. „Die meisten Angriffe sind Zufallstreffer. Die Kriminellen verschicken Millionen von Mails, die inhaltlich immer besser werden. Ein unbedachter Klick kann ausreichen, um alle Daten zu verlieren“, so Nikolaus Stapels, IT-Experte und auf Cyberrisiken spezialisierter Riskmanager.
Bestehenden Schutz ermitteln
Das gilt insbesondere für Phishing- oder Pharming-Angriffe, bei denen Nutzer ihre Passwortdaten preisgeben, weil sie auf täuschend echt aussehende, aber gefälschte Internetseiten geleitet werden. Hinzu kommen Betrugsfälle, in denen sich ein vermeintlich seriöser Händler doch als Fakeshop entpuppt und bezahlte Waren den Kunden niemals erreichen.
Internetnutzer haben nicht nur mit Vermögensdelikten zu kämpfen. Jeder Achte ist im Netz bereits verbal angegriffen oder beleidigt worden. Vor allem unter Jugendlichen steigt die Zahl der Fälle von Cybermobbing. Ein weiteres Phänomen ist der Identitätsdiebstahl. Wieder Herr über die eigenen Profile und Daten zu werden, kann teuer werden.
Versicherungen gegen Cyberattacken
Seit einigen Jahren bieten Versicherungen deshalb auch Cyberschutz für Privatpersonen an. Leider sind die Angebote der Versicherer nur schwer zu vergleichen. Teils gibt es die Absicherung als eigenständiges Produkt, teils als Zusatzbaustein zur Rechtsschutz- oder Hausratversicherung – und in ganz unterschiedlicher Ausgestaltung, was die abgedeckten Risiken betrifft. Stapels: „Zunächst sollte mit dem persönlichen Berater abgeklärt werden, ob schon partiell Versicherungsschutz besteht.“
So sei der Schutz vor Schäden, die man selbst Dritten durch elektronische Datenübertragung im Internet, per E-Mail oder mittels mobiler Datenträger zufügt, mittlerweile in viele Privathaftpflichtpolicen integriert. Der Schutz ist allerdings meist auf bestimmte Schadenshöhen begrenzt und gilt nur für bestimmte Fälle. „Auch für die Rechtsschutzversicherung und die Hausratversicherung werden Bausteine gegen diverse Cyberrisiken angeboten, sind aber meist nicht automatisch enthalten“, sagt Stapels.
Vorteile von Spezialpolicen
Umfassenden Schutz bieten meist nur Spezialpolicen. Gute Angebote setzen parallel zur Entschädigung auf Assistance-Dienstleistungen und bieten Unterstützung bei Cybermobbing und Rufschädigung, etwa bei der Löschung problematischer Einträge und mittels telefonischer Beratung durch Psychologen und Anwälte. Zudem ist ein finanzieller Zuschuss für die Datenrettung nach einem Viren- oder Trojanerangriff Teil des Leistungskatalogs.
Das sind Kosten, die Schubert selbst tragen musste. „Ich war nicht sicher, ob die Hacker meine Daten freischalten, wenn ich das Lösegeld bezahle. Zum Glück konnte eine Firma die Verschlüsselung knacken und meine Daten retten“, sagt er. Um in Zukunft besser gewappnet zu sein, legt Schubert nun regelmäßig Back-ups auf zwei externen Festplatten an.
Übrigens: Jede Sparkassen-Kreditkarte ist mit dem Sparkassen-Internetkäuferschutz ausgestattet. Er greift bei Lieferschwierigkeiten und bietet die Möglichkeit, bei Streitigkeiten mit einem Online-Händler eine telefonische Erstberatung durch einen Rechtsanwalt in Anspruch zu nehmen.
Vorsicht, Fakeshops!
Seien Sie skeptisch bei zu günstigen Angeboten im Internet.
Eine Digitalkamera, die üblicherweise 400 Euro kostet, gibt’s nicht für 99 Euro. Googeln Sie den Shop: Meist sind nicht nur Sie auf den Anbieter hereingefallen, sondern auch andere Kunden. Vertrauen Sie zudem nicht blind auf Kundenbewertungen oder Gütesiegel. Rezensionen können frei erfunden und Siegel ohne Genehmigung verwendet sein. Die Bezahlung per Vorkasse bei Ihnen unbekannten Händlern ist ebenfalls unsicher. Nutzen Sie stattdessen Rechnung, Lastschrift, Kreditkarte oder giropay.
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