„Ein Shakespeare Festival mit aktuellen Bezügen“

Das Neusser Shakespeare Festival lädt vom 4. bis 25. Mai 2024 wieder alle Theaterfreunde ein. 13 Companys aus der ganzen Welt, unter anderem aus Großbritannien, dem Iran, Israel und der Ukraine bringen Leben ins Globe Theater. 25 Veranstaltungen stehen diesmal auf dem Programm. Im S-Quin-Interview sagt Intendantin Maja Delinić, warum sich auch in diesem Jahr ein Festivalbesuch unbedingt lohnt. Und: Und: Mit S-Quin können Sie Tickets gewinnen!

Interview: Gunnar Erth

Maja Delinić. Foto: Robert Gutowski

S-Quin: Beim diesjährigen Festival spielt auch das aktuelle Zeitgeschehen mit – es treten unter anderem Ensembles aus Israel und der Ukraine auf. Wie kam es dazu?
Maja Delinić: Wir haben jedes Jahr aktuelle Bezüge im Festival. Mit dem palästinensisch-israelischen Theater aus Israel waren wir schon vor dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 im Gespräch. Wie auch bei dem Ensemble aus der Ukraine war das kein gewöhnliches Engagement. In bin froh, dass es uns in dieser Situation gelungen ist, die Künstlerinnen und Künstler nach Neuss holen zu können.

Was führen die beiden Ensembles auf?
Das Stück aus Israel ist eine Romeo- und Julia-Inszenierung, ein Stoff, der zurzeit aktueller ist denn je. Das Arab-Hebrew Theatre Jaffa aus Tel Aviv ist eine ganz spezielle Bühne, denn unter ihrem Dach arbeiten palästinensische und israelische Theatermacher und -macherinnen zusammen, und das schon seit geraumer Zeit. Das ist eine ganz große und wichtige Leistung. Die Inszenierung des Regisseurs Dori Engel wurde dort vor zwei Jahren erstmals aufgeführt. Die ukrainische Inszenierung des Sommernachtstraums habe ich bei einem Shakespeare-Festival in Polen entdeckt. Die Inszenierung ist sehr rasant; ich bin ein großer Fan der östlichen Theaterphilosophie, die oft sehr physisch ist, und daher sehr glücklich, diese tolle Inszenierung zu Gast zu haben.

Was lehrt uns denn Shakespeare über Kriege und Konflikte heute?
Shakespeare war ein genauer Beobachter seiner Umwelt – im persönlichen und im politischen. Man findet eigentlich in jedem Stück etwas, das sich auf die heutige Zeit übertragen lässt. Deswegen sind seine Werke Klassiker und haben seit über 400 Jahren überlebt.

Das Molodyy Theatre Kyiv zeigt seine Interpretation des Sommernachtstraums. Foto: Molodyy Theatre

Neben Ensembles, die erstmals zu Gast sind, sind wieder einige Publikumslieblinge dabei – etwa die Bremer Shakespeare Company,  die HandleBards und Giles Abbott.
Ja, das sind drei Konstanten, nach denen unser Publikum auch regelmäßig fragt. Am Ende der Aufführungen hören wir immer begeisterte Kommentare! Wir achten insgesamt auf Balance, so dass wir Evergreens haben, aber auch Experimente wagen können. Das tolle an diesen drei Konstanten ist, dass sie so ein unterschiedliches Theater machen. Außerdem ist die Bremer Shakespeare Company seit dem allerersten Shakespeare Festival im Globe dabei – ohne sie kann man sich das Festival gar nicht vorstellen!

Was führen sie diesmal auf?
Die Bremer Shakespeare Company spielt die Komödie „Viel Lärm um nichts“. Für mich ist das ganz speziell, da mich die Truppe eingeladen hatte, das Stück zu inszenieren – wir hatten im März in Bremen Premiere! Die HandleBards sind gleich mit zwei Inszenierungen zu Gast: „Macbeth“ und „The Comedy of Errors“, also „Die Komödie der Irrungen“. Die Truppe macht richtig typisches britisches Volkstheater und bringt einfach sehr viel Spielfreude und Situationskomik auf die Bühne. In der „Macbeth“-Inszenierung sind es zwei Frauen, die in sehr viele Rollen schlüpfen werden.

Nachhaltiger geht Theater nicht: Die HandleBards kommen meist per Fahrrad. Dieses Jahr haben sie zwei Inszenierungen im Gepäck: „Macbeth“ und „The Comedy of Errors“. Foto: HandleBards

Und Giles Abbott?
Giles Abbott ist seit Beginn meiner Intendanz dabei. Er ist ein Storyteller, der auf der Bühne sitzt und Geschichten erzählt – dabei hat er eine unglaubliche Präsenz und Aura. Er schart die Leute auch abseits der Bühne um sich. Er ist jedes Jahr eine Bereicherung und wir freuen uns jedes Mal, wenn er nach Neuss kommt. Diesmal ist sein Auftritt noch ein bisschen spezieller als sonst, weil er gemeinsam mit dem Publikum eine Geschichte entwickeln wird, und zwar nach Shakespeares Mechanismen. Er wird die Struktur, wie Shakespeare seine Dramen aufbaut, offenlegen und gemeinsam mit den Einwürfen und Vorschlägen aus dem Publikum eine neue Geschichte aufbauen, die aber sehr nah an Shakespeare dran sein wird.

„Macbeth“ und der „Sommernachtstraum“ sind doppelt vertreten in diesem Jahr, aber werden sehr unterschiedlich inszeniert.
Wir haben öfter zweimal die gleichen Stücke in Inszenierungen, die sich ästhetisch und künstlerisch stark unterscheiden. Das Titowak Theater aus dem Iran wird „Macbeth Zar“ aufführen, ein Stück frei nach Shakespeare. Dort verschmelzen alte iranische Volksbräuche mit dem Original. Den „Sommernachtstraum“ spielen sowohl das Molodyy Theatre aus der Ukraine, als auch das britische Flabbergast Theatre – letzteres bildet den Auftakt des Festivals. 2023 war dieses Ensemble mit „Macbeth“ zu Gast. Das war eine sehr erfolgreiche Inszenierung und zugleich Gewinner des Wettbewerbs „Shakesphere“ des European Shakespeare Festival Networks.

Moment, was ist das für ein Wettbewerb?
Das European Shakespeare Festival Networks ist ein Netzwerk verschiedener Shakespeare Festivals. Dort tauschen wir uns aus, was es aktuell an neuen guten Inszenierungen und Regieteams gibt. Dort haben wir auch unter dem Namen „Shakesphere“ einen Open Call ins Leben gerufen. Die Teilnahmebedingungen: Die Inszenierung muss auf Reisen gehen können, etwa 70 bis 90 Minuten dauern und darf kein Monolog sein. Man kann sich mit einer fertigen Inszenierung oder mit einem Konzept bewerben. In diesem Jahr fand der Wettbewerb zum dritten Mal statt. 2023 haben 30 Truppen teilgenommen und dieses Mal schon 70! Durch den Wettbewerb lernen wir immer neue Ensembles kennen, die vielleicht in ihren Ländern schon bekannt sind, aber international noch ein wenig Unterstützung brauchen können.

 

Und wer hat dieses Jahr den Wettbewerb gewonnen?
La Ribalta Teatro, zusammen mit der English Theatre Company. Die haben gemeinsam ein neues Stück zu Shakespeare gemacht: „Hamlet Double Bill“, mit dem sie zu uns kommen. Das Stück ist zweigeteilt. Es geht zum einen um die Totengräber aus „Hamlet“ und ihren Blick auf die Geschichte. Und zum anderen geht es um die Schauspieler bei „Hamlet“ – und darum was passiert, nachdem sie abgereist sind. Es gibt also einen traurigen und einen komödiantischen Teil. Das Ganze ist zweisprachig: Englisch und Italienisch.

Sie haben eine ganze Reihe von Ensembles zu Gast, die schon zahlreiche Preise gewonnen haben.
Ja! Zum Beispiel auch das Titowak Theater, das Flabbergast Theatre – und die HandleBards, die schon mehrere Nachhaltigkeitspreise gewonnen haben, weil sie innerhalb von Großbritannien immer mit dem Fahrrad unterwegs sind. Auch das Herminentheater ist preisgekrönt. 2022 hat es den österreichischen Nestroy-Preis gewonnen. Es kommt mit einem unglaublich witzigen, rasanten Abend mit viel Wiener Schmäh und schwarzem Humor zu uns; einem politisch total inkorrekten Stück, das aber sehr zum Nachdenken anregt. „Ein bescheidenerer Vorschlag“ heißt es.

Das preisgekrönte Stück „Ein bescheidenerer Vorschlag“ ist eins der Highlights des Festivals 2024 – und mit S-Quin können Sie Tickets gewinnen! Foto: Herminentheater

In der Programmvorschau steht, dass das Stück eine von Shakespeare inspirierte Politsatire ist.
Genau. Das Herminentheater lehnt sich dieses Jahr am weitesten aus dem Fenster. Im Stück geht es um eine Truppe von Buffons, einer Variante der Clowns, die Shakespeare proben. Dabei merken sie, dass einer ihrer Mitspieler kein Österreicher ist und keine Arbeitserlaubnis hat. Der muss dann zahlreiche bürokratische Hürden und Unmöglichkeiten durchstehen. Ein großartiges Stück, dass meiner Meinung nach zu recht den Nestroy-Preis gewonnen hat.

Insgesamt ist das Festival diesmal kürzer als sonst, oder?
Ja, drei statt vier Wochen. Das hat nichts mit dem Festival zu tun, sondern hat externe Gründe, unter anderem die Europameisterschaft, die im Juni beginnt. Insgesamt haben wir aber nur zwei Theatergruppen weniger im Festival im Vergleich zum vergangenen Jahr.

Was bieten Sie diesmal im Rahmenprogramm?
Wir werden unter anderem zu einigen Vorstellungen wieder Vor- und Nachgespräche anbieten. Dieses Jahr haben wir mit dem Dramaturgen David Greiner einen neuen Kollegen im Team, der die Einführungen leiten wird. Er und ich werden dann gemeinsam bei den Nachgesprächen mit dem Publikum diskutieren. Dazu gibt es Meet-ups, etwa mit den Schauspielerinnen und Schauspielern oder der Regie. Jeden Samstag wird es außerdem Livemusik geben. Zudem gibt es wieder die beliebten Picknickkörbe. Und wir haben natürlich auch Schulvorstellungen und attraktive Workshopangebote. Fast hätte ich es vergessen: Zum Rahmenprogramm gehört auch der Film „The Lost King“ von Stephen Frears im Hitch-Kino. Das ist ein großartiges Drama zu Richard III., in dem eine Amateurhistorikerin die sterblichen Überreste des Königs sucht.

Letztes Jahr gab es das erste Mal das Binge Watching. Das ist auch diesmal wieder dabei?
Ja, denn das ist super angenommen worden. Im ersten Jahr nach Corona mussten sich die Leute erst noch ein bisschen wieder raustrauen. Die Bremer Shakespeare Company hatte damals bei uns mehrere Monologe aufgeführt, die alle an einem Tag gezeigt wurden, und es war wirklich erstaunlich, dass sich viele Leute drei oder vier dieser Inszenierungen hintereinander angeschaut hatten. So wurde die Idee des Binge Watching geboren. Hier kann man mehrere kleinere Formate als Kombitickets ermäßigt kaufen.

 

Wie zufrieden waren Sie denn mit dem Festival letztes Jahr?
Sehr zufrieden. Wir haben sehr gutes Feedback bekommen.. Wir versuchen, das Festival jedes Jahr noch attraktiver zu machen und noch mehr Stimmung zu erzeugen, dazu gehören auch Dinge wie unsere Außenbeleuchtung. Auch unser Foyer werden wir etwas anders gestalten.

Welche Inszenierung sollte man sich dieses Jahr auf jeden Fall nicht entgehen lassen?
Ich würde mir auf keinen Fall „Ein bescheidenerer Vorschlag“ vom Herminentheater und den „Sommernachtstraum“ vom Molodyy Theatre Kyiv entgehen lassen. Sowohl für unser Stammpublikum, aber auch für neue Gäste ist es gerade schön, zeitgenössische Kreationen zu sehen, ohne dabei den Geist von Shakespeare zu verlieren. Deswegen haben wir auch ein Gleichgewicht zwischen klassischen Inszenierungen und neuen Kreationen. Das wichtigste ist aber: einfach mal vorbeizukommen, nach der Vorstellung mit uns anzustoßen und uns anzusprechen! Ich freue mich immer, wenn die Besucherinnen und Besucher zu mir kommen und Feedback geben, egal ob es nun Lob oder Kritik ist.

Tickets und Gewinnspiel

  • Die Einzel- und Kombitickets sind über die Hotline 02131 526 99 99 9, unter www.shakespeare-festival.de und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
  • S-Quin verlost zudem je 2 x 2 Freikarten für das preisgekrönte österreichische Theaterstück „Ein bescheidenerer Vorschlag“ am 19. Mai. Das Gewinnspiel finden Sie online im S-Quin-Portal. Teilnahmeschluss: 20. April 2024.

Tickets gewinnen: Ein Fest für Shakespeare im Neusser Globe

Titelfoto: Stadt Neuss

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