Shakespeare Festival 2022: „Wir wollen das Publikum stärker integrieren“

Vorhang auf: Das Neusser Shakespeare Festival lädt vom 6. Mai bis 5. Juni 2022 wieder alle Theaterfreunde ein. 34 Vorstellungen und rund 30 ergänzende Veranstaltungen gibt es in diesem Jahr. Das Programm des von der Sparkasse Neuss geförderten Festivals wird Anfang April veröffentlicht – wir stellen es dann ausführlich vor. Neue Intendantin ist seit dieser Spielzeit Maja Delinić. S-Quin sprach mit der freien Regisseurin, die unter anderem schon am Theater Krefeld Mönchengladbach und an den Wuppertaler Bühnen inszeniert hat, und jetzt mit großer Freude und einem starken Team die neue Spielzeit des Shakespeare Festivals organisiert. Das Interview führte Gunnar Erth.

S-Quin: Was hat Sie daran gereizt, die Intendanz des Festivals zu übernehmen?
Maja Delinić: Dieses Festival ist etwas ganz Besonderes. Es ist vor über 30 Jahren aus der Stadt heraus entstanden, wurde stets mit großer Leidenschaft organisiert und hat sich immer enormer Beliebtheit erfreut. Es ist daher für mich eine Freude und Ehre, es künstlerisch zu leiten. Als freischaffende Regisseurin sehe ich es als Gelegenheit, Regie im Großen zu führen. Was ich sonst für ein einzelnes Stück tue, mache ich jetzt für ein ganzes Festival.

Was können Sie zu Ihrem Festival-Team sagen?
Das Team im Neusser Kulturamt ist wirklich toll. Wir haben richtig viel Frauenpower, von fitten Produktionsleiterinnen bis zu einer großen Shakespeare-Expertin, Christine Schmidle, die neu hinzugekommen ist. Es macht einfach Spaß mit so einem kompetenten Team zu arbeiten. Das Festival genießt nicht zuletzt wegen seiner guten Organisation einen hervorragenden Ruf – das zeigt mir das Feedback von Schauspieltruppen, die sich geehrt fühlen, dabei sein zu dürfen. Eigentlich müsste man es doppelt so lange machen, damit alle mitspielen können, die dabei sein wollen.

Das Festival findet vom 6. Mai bis 5. Juni 2022 statt. Wie viele Veranstaltungen wird es geben?
Ich habe gerade eben noch einmal durchgezählt: Wir planen 34 Vorstellungen und rund 30 ergänzende Veranstaltungen.

2021 fand das Festival coronabedingt als Shakespeare Garden statt. Links im Bild: Das Neusser Globe. Foto: Christoph Krey

Wann haben Sie mit den Vorbereitungen für diese Spielzeit angefangen?
Im November. Das war schon spät, üblicherweise hat man ein Jahr Vorlauf. Es gibt natürlich Companys, die immer dabei sind, etwa das Rheinische Landestheater und die Bremer Shakespeare Company. Das sind für uns sehr wichtige Partner. Die Bremer Shakespeare Company war ja sogar an der Entstehung des Festivals beteiligt. Dazu kommen ein paar weitere Truppen wieder, die immer gut ankommen – zum Beispiel eine britische Company, bei der immer sehr viel gelacht wird. Das übrige Programm haben wir von Grund auf neu geplant. Ich denke, es wird uns gelingen, neben Bekanntem viele neue Akzente zu setzen.

Das Programm ist ja noch geheim, aber auf wen freuen Sie sich denn besonders?
Ich freue mich besonders auf eine Truppe aus Armenien. Die nutzt den Sprechtext als Partitur und arbeitet sehr physisch, mit großer Energie und einem besonderen Rhythmus. Dazu die genannte Truppe aus England, sowie das Rheinische Landestheater und die Bremer Shakespeare Company – das sind beides solche Freunde unseres Festivals, dass ich richtig Lust habe, mit ihnen zu arbeiten.

Gibt es einen Stargast beim Festival?
Nein. Jede Truppe ist eine Startruppe. Ich bin gar nicht unbedingt aus auf Stars. Für mich geht es um das Gemeinsame beim Festival.

Welche neuen Akzente möchten Sie setzen? Sie haben im Vorfeld schon gesagt, dass Sie ein spartenübergreifendes Programm mit Theater, Tanz und Musik schaffen wollen.
Ich finde Theater sehr interessant, bei dem Schauspieler, Schauspielerinnen und Publikum sich mit Kopf und Körper dem Stoff nähern. Dieses physische Theater darf auch sehr gern interdisziplinär sein, zum Beispiel mit Tanz. Wenn ein fremdsprachiges Stück stark gebaut ist und die Energie und der Kontakt zum Publikum stimmt, dann versteht man es auch ohne die Kenntnis der Sprache. Aber natürlich haben wir im Festival auch wie immer reines Sprechtheater.

Companys aus dem Ausland sind ja ein fester Bestandteil. Daran werden Sie also festhalten?
Auf jeden Fall, sowohl mit europäischen als auch außereuropäischen Schauspieltruppen. Das ist natürlich immer eine organisatorische Herausforderung, gerade in dieser Zeit, wo traurigerweise Flüge gestrichen und Visa nicht immer bewilligt werden. Aber ich finde es toll, wie wir mit diesem Festival kulturelle Beziehungen stärken können. Wir halten immer die Augen offen, wie man sich in unseren Nachbarländern oder auch Theatern auf der anderen Seite der Weltkugel den Werken von Shakespeare nähert.

Die Bremer Shakespeare Company ist seit den Gründungszeiten Stammgast beim Shakespeare Festival – und auch in diesem Jahr wieder dabei. Foto: Christoph Krey

Gibt es da so große Unterschiede?
Ja, die Rezeption von Shakespeare in Deutschland unterscheidet sich zum Beispiel sehr von der in England. Das Globe in London und die Royal Shakespeare Company fokussieren sich sehr auf den Originaltext. Die deutsche Übersetzung lässt mehr Raum für Konzeptionen und Spielraum für die Regie. Andererseits: Zu viel Kulisse muss bei Shakespeare gar nicht sein. Die Akteure, das Publikum und der besondere Raum im Globe stehen bei uns im Mittelpunkt.

Sie wollen das Festival zudem mehr in die Stadt bringen. Welche Ideen haben Sie da?
Das Globe bleibt der Mittelpunkt, wir werden aber versuchen, die Stadt mehr ins Festival zu bringen.

Was heißt das?
Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger stärker integrieren. Ein Beispiel: Wir suchen ein älteres und ein jüngeres Paar, die mit einer Truppe gemeinsam proben und abends bei der Vorstellung mit auf die Bühne gehen. Dazu planen wir eine Reihe von Werkstätten und Workshops für Jung und Alt, für Laien und Profis. Wir wollen den Austausch zwischen dem Publikum und den Schauspielerinnen und Schauspielern auf allen Ebenen fördern, wobei die Zuschauerinnen und Zuschauer im Mittelpunkt stehen – das, was man bei ihnen bewegt, ist das wichtigste überhaupt. Da kommt man vielleicht mit Fragen aus der Vorstellung, mal mit Antworten, aber auf jeden Fall mit ganz vielen Gefühlen.

Wie schafft man das?
Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten. Das Schauspiel bleibt im Mittelpunkt, wir arbeiten aber schon interdisziplinär. Dazu haben wir auch schon jetzt im Vorfeld einige Truppen miteinander vernetzt, die sich austauschen und gegenseitig inspirieren. Am schönsten wäre es bei einem vierwöchigen Festival natürlich, wenn alle Künstlerinnen und Künstler vier Wochen dabei sein könnten und man zusammen arbeiten könnte. Aber wenigstens drei bis vier Tage ist man ja immerhin beieinander. Dieser Austausch untereinander macht einfach Spaß und überträgt sich auch auf das Publikum. Und genau das hat ja bei Corona so gefehlt: das Kennenlernen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden, die Bestätigungen und auch das Lernen von Leuten mit anderen Ansichten.

Sie haben bisher schon international gearbeitet. Können Sie Ihre alten Kontakte mit einbringen?
Ich habe tatsächlich an viele alte Kontakte angeknüpft, auch weil die Zeit für die Organisation dieses Mal sehr knapp ist. Corona war hier teilweise auch ein schon eher trauriger Vorteil, denn als ich alle angefragt hatte, hatten sie auch Zeit, weil viele Engagements ausfielen. Insofern war es schön, dass das Festival auch Künstlerinnen und Künstler unterstützen kann. Immerhin: Die Lage bessert sich jetzt wieder für viele.

Welche etablierten Elemente des Festivals sollen auf jeden Fall Bestand haben?
Abgesehen vom guten Inhalt auf jeden Fall die gute Atmosphäre und das gemütliche Ambiente. Das Festival war schon immer ein Ort, wo man Freunde vor oder nach der Veranstaltung oder zum Picknicken getroffen hat. Ich verstehe das Theater als Treffpunkt. Dazu wird es weiterhin Einführungen geben. Das machen unsere Shakespeare Expertin Christine Schmidle und ich gemeinsam. Sie hat jahrelang am Londoner Globe gearbeitet hat und ist selbst freischaffende Regisseurin. Und wir werden mehrere Workshops und Werkstätten anbieten.

Was ist der Unterschied zwischen Workshop und Werkstatt?
Workshops nennen wir das, war wir von Schauspieltruppen angeboten bekommen, insbesondere für erwachsene Laien oder Profis. So bietet zum Beispiel ein Storyteller einen Workshop an, in dem es darum geht, welche Geschichten bei Shakespeare drinstecken, was deren Ursprung ist und wie man  selbst eine Geschichte daraus machen kann. Wir haben auch Bewegungsworkshop, die der Frage nachgehen, wie man mit seinem Körper eine Geschichte ausdrückt.

Und Werkstatt?
Gemeinsam mit der Kinder- und Jugendregisseurin, Frances van Boeckel, haben wir hier ein facettenreiches Programm zusammengestellt. „Shakespeares Werkstätten“ sind ein viertägiges Angebot für Kinder und Jugendliche. Das ist uns sehr wichtig, denn wir wollen diese Gruppe ans Theater heranführen. Dabei sollen sie selbst aktiv werden, etwas aufführen und generell eine Idee davon bekommen, wie Theater funktioniert.

Was kommt am besten beim Publikum an?
Wenn man das vorher wüsste, wäre es schön! Oft macht man eine Prognose, und dann ist plötzlich der unerwartete Außenseiter der große Hit beim Publikum. Da erlebt man oft Überraschungen. Ich hoffe einfach, dass das Publikum unser Programm so ansprechend findet, dass es sich gar nicht entscheiden kann, wo es hingeht. Spiel, Spaß, Lachen, Weinen: Alles was an Emotionen beim Publikum ankommt, was es mitreißt, ist gut.

Das Shakespeare Festival im Netz: www.shakespeare-festival.de

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