Angesichts steigender Energiekosten lohnt es sich derzeit besonders, die Technik und das eigene Verhalten auf den Prüfstand zu stellen. Wie jeder beim Heizen Geld sparen kann.
Einen Wermutstropfen gibt es im Homeoffice: Zahlreichen Heimarbeitern droht eine Nachzahlung für Strom, Heizung und Wasser. Nach einer Analyse der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft CO2-online müssten Haushalte mit jährlichen Energiemehrkosten von 90 Euro rechnen. Hinzu kommt, dass diejenigen, deren Heizung und Warmwasserbereitung mit Brennstoffen wie Heizöl oder Erdgas arbeitet, seit 2021 zusätzlich die CO2-Abgabe zu bezahlen haben. Umso mehr lohnt es sich jetzt, mit geeigneten Maßnahmen die Heizkosten zu reduzieren.
„Schon Kleinigkeiten bringen etwas“, sagt Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zuallererst rät die Fachreferentin für Versorgungstechnik, Heizkörper zu reinigen: „Eine dicke Staubschicht verhindert, dass die Wärme gut an den Raum abgegeben wird, genauso wie Vorhänge oder Sofas, die den Heizkörper verdecken.“ Jedes Grad weniger im Zimmer spare rund 6 Prozent Heizenergie. In Schlafräumen reichen 18 Grad, in Wohnräumen sollten es um 20 Grad sein, was der Thermostatstufe 3 entspricht (siehe Tabelle). Aber: Selbst in ungenutzten Räumen sollte die Temperatur nicht ständig unter 16 Grad liegen, denn damit steigt das Schimmelrisiko.
Auch programmierbare Thermostate helfen, denn sie sorgen dafür, dass die Heizung nur läuft, wenn sie gebraucht wird. „Wenn Sie als Mieter die Thermostate wechseln möchten, sollten Sie vorher mit Ihrem Vermieter sprechen. Wenn der nicht begeistert ist, bauen Sie die alten Thermostate beim Auszug wieder ein“, empfiehlt Mittag. Noch komfortabler sind Thermostate, die sich mit einem Fensterkontakt vernetzen lassen. Bei geöffnetem Fenster wird dann der Heizkörper heruntergeregelt. „Mieter können auch die Heizkörper entlüften, wenn es beim Heizen gluckert“, weiß die Expertin. Auch darüber sollte der Vermieter informiert werden, denn unter Umständen muss Wasser im Heizsystem nachgefüllt werden.
In Altbauten sind die Heizkörpernischen manchmal nicht gedämmt, dabei lassen sich bereits mit geringen Dämmstärken hohe Wärmeverluste verhindern. Auch Rollladenkästen sollten gedämmt und Ritzen an Gurtführungen, Fenstern und Türen abgedichtet sein. Wer an kalten Tagen nachts Rollläden und Vorhänge schließt, verhindert ebenfalls Wärmeverluste.
Der absolute Lieblingstipp von Mittag: „Keine Fenster auf Kipp stellen, sondern stoßlüften – am besten zweimal am Tag für fünf bis sieben Minuten. Währenddessen die Heizung herunterdrehen. Fenster wieder schließen, die Heizung wieder aufdrehen.“
Maßnahmen für Hauseigentümer
Noch mehr Spielraum beim Sparen haben Eigenheimbesitzer, denn sie können ihre Heizanlage optimieren, indem sie etwa freiliegende Heizungsrohre im unbeheizten Keller dämmen. Das lässt sich auch in Eigenleistung erledigen. Die Kosten fürs Dämmmaterial und der Nachmittag Arbeit zahlen sich bereits nach einem bis zwei Jahren aus, rechnet Ramona Mittag vor: „Die fertigen Rohrdämmverschalungen kosten im Baumarkt rund 10 Euro der Meter, sparen aber etwa 14 Euro pro Meter im Jahr an Heizkosten ein.“ Auch bei der Warmwasserbereitung lässt sich Energie sparen. Ein Sparduschkopf kann gegenüber herkömmlichen Duschbrausen den Warmwasserverbrauch um die Hälfte reduzieren.
Neben diesen Do-it-yourself-Maßnahmen gibt es Optimierungsmöglichkeiten, die besser der Heizungsfachmann übernimmt. Darunter fällt das Anpassen der Heizkurve an die Bedürfnisse der Bewohner. „Wir haben bei einer Untersuchung festgestellt, dass viele Heizungen nach Jahren noch im Werkszustand laufen. Dabei lässt sich durch das individuelle Einstellen eine ganze Menge herausholen“, betont Mittag.
Ein Einsparpotenzial von bis zu 120 Euro im Jahr bietet die Erneuerung einer alten Heizungspumpe, die in der Regel viel mehr Strom verbraucht als eine moderne Hocheffizienzpumpe. Strom spart auch, wer eine Zirkulationspumpe nur dann laufen lässt, wenn wirklich warmes Wasser im Haus benötigt wird. Mit einer Zeitschaltuhr lässt sich ihre Arbeitszeit einfach an die Verbrauchsgewohnheiten anpassen. Alle Maßnahmen zur Optimierung des Heizungsverteilsystems werden übrigens über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) mit bis zu 20 Prozent der Kosten bezuschusst.
Heizungstausch – wann lohnt er sich?
Heizkosten lassen sich auch durch den Einbau einer neuen, effizienteren Heizung senken, die mit erneuerbaren Energien arbeitet. Das aber bedarf einer größeren Investition. Doch auch dafür gibt es derzeit etwa über das Bafa Fördergeld. Über ein Erneuern der Heizung sollte man nachdenken, wenn die Anlage älter als 15 Jahre ist, wenn sich Defekte häufen oder wenn der Energieverbrauch zu hoch ist. Über Letzteres kann ein Heiz-Check der Verbraucherzentralen Aufschluss geben (siehe s.de/1d9g). Für 30 Euro überprüft dabei ein Berater vor Ort die Effizienz des Heizsystems.
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