Geldanlage: In kleinen Schritten zum Vermögen

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Niedrige Zinsen, hohe Inflation: Auch defensive Anleger sollten spätes­tens jetzt über Alternativen zu Tagesgeld und Co. nachdenken. Besonders im Fokus stehen Aktienfonds. Mit Wertpapiersparen lassen sich langfristig attraktive Renditen über dem Inflationsniveau erzielen.

Das waren Zeiten. 2 Prozent Zinsen auf dem Tagesgeldkonto, 1,5 Prozent auf dem Sparbuch: Vor der Finanzkrise 2008 konnten Anleger Renditen erzielen, ohne sich anzustrengen. Doch die Zeiten sind vorbei. Aufgrund der Nullzinspolitik der Euro­päischen Zentralbank (EZB) gibt es auf Tagesgeldkonten meist maximal 0,1 Prozent Zinsen. Das entspricht bei 5000 Euro Sparsumme einem Jahresertrag von 5 Euro – zu wenig, um die Geld­entwertung durch die Inflation auszugleichen.

„Durch die Coronapandemie wird sich die zinslose Phase deutlich verlängern“, sagt Dilek Knüpfer, Filialleiterin bei der Hamburger Sparkasse (­Haspa). „Wer möchte, dass sich sein Geld nachhaltig vermehrt, muss zu Anlageformen wie Aktienfonds greifen.“ 2020 stieg die Zahl der in Wertpapieren investierten Deutschen um 2,7 Millionen auf 12,4 Millionen. Das spüren auch die Sparkassen. „Wir haben 2020 bei Käufen von Aktien und Aktienfonds unserer Kunden ein Plus von 33 Prozent verzeichnet“, sagt Knüpfer. Im ersten Moment klingt dies nach einer guten Entscheidung, denn: Wer 2010 einen festen Betrag in den 30 größten deutschen Aktienunternehmen investiert hatte und diese Aktien zehn Jahre später verkaufte, der hat eine jährliche Durchschnittsrendite von 7,1 Prozent erzielt. Das hat das Deutsche Aktieninstitut ermittelt. Allerdings sind vergangene Gewinne nie eine Garantie, dass es weiter so läuft. Auch ein Verlust von eingesetztem Kapital ist möglich.

Keine hohen Risiken eingehen

Damit es dazu nicht kommt, gehen Neuanleger am besten mit Plan vor. Dazu zählt: Die Geldanlage sollte langfristig und an ein konkretes Ziel gebunden sein. Dies kann zum Beispiel die Altersvorsorge sein. Im ersten Schritt ist zu überlegen, wie viel Geld man monatlich für Haushalt und mittelfristige Ziele benötigt, etwa Urlaube, Kreditraten oder Anschaffungen für die Wohnung. Nur das, was dann übrig bleibt, kann investiert werden.

Hier sollte man darauf achten, nicht alles in Wertpapieren wie Aktien und Fonds anzulegen, die täglichen Wertschwankungen ­unterliegen. So legten im August die Aktien zweier großer Impfstoffhersteller binnen zwei Tagen um rund 20 Prozent zu – und fielen Tage später um etwa den gleichen Prozentsatz wieder. Daher sollte ­eine Liquiditätsreserve auf dem Girokonto oder Tagesgeldkonto verbleiben, die sich nach der ­eigenen Risikoneigung richtet. Denn wenn man kurzfristig das an der Börse angelegte Geld be­nötigt, droht die Gefahr, dass die Wertpapiere ­unter dem Kaufpreis verkauft werden müssen.

Die Sparkassenberater sind geschult, mit ihren Kunden die passende Anlagestrategie zu entwickeln, die dem jeweiligen Anlagehorizont und der persönlichen Risikoneigung entspricht. Das Ergebnis kann ganz unterschiedlich ausfallen. Für defensivere Anleger bietet es sich eventuell an, lediglich 25 Prozent in Aktien und Fonds und den Rest auf dem Girokonto oder Tagesgeldkonto anzulegen. Offensivere Anleger wagen vielleicht 75 Prozent Aktien- und Fondsanteil, und wer es ausgewogener mag, legt 50 Prozent in Wertpapieren an.

Auf diese Weise können Anleger ein stabiles Portfolio entwickeln, mit dem man möglichst wenig Arbeit hat. Denn nicht jeder hat die Zeit und das Interesse, sich ständig mit der Börse zu beschäftigen. Gleichzeitig ist es kein Problem, das gewählte Portfolio später selbst kurzfristig zu ändern, etwa wenn man nach ersten Schritten an der Börse zuversichtlicher oder vorsichtiger geworden ist. Wichtig ist, dass sich der Anleger damit wohlfühlt und sich nicht um das angelegte Kapital sorgt.

Staatsanleihen rentieren sich kaum

Für die Wertpapieranlage stehen Sparern im Kern drei Produkte zur Verfügung: Aktien, Anleihen und offene Immobilienfonds. Weil die EZB massiv Anleihen kauft, um die Konjunktur anzukurbeln, liegen die Zinsen für Anleihen bester Bonität unter 1 Prozent. Die Rendite deutscher Staatsanleihen liegt sogar im negativen Bereich: Im Juli betrug der Zinssatz zehnjähriger Bundesanleihen minus 0,2 Prozent. „Inves­toren verlieren pro Jahr 0,2 Prozent ihres Kapitals, wenn sie in diese Schuldverschreibungen investieren. Dabei ist die Inflation nicht berücksichtigt“, sagt Gabriele Widmann, Volkswirtin bei der DekaBank, dem Wertpapierhaus der Sparkassen.

Fazit: Selbst mit Anleihen von Schuldnern guter Bonität können Sparer derzeit kein Vermögen aufbauen. Widmann rät: „Deshalb sollten Anleger Aktien- und offenen Immobilienfonds den Vorzug geben.“ Die DekaBank prognostiziert, dass sich die Inflationsrate in Deutschland in den kommenden Jahren zwischen 1,5 und 2 Prozent bewegen wird. Gleichzeitig erwartet sie bis 2030 durchschnittliche jährliche Renditen aus Kurs­gewinnen und Dividendenzahlungen von 5 Prozent an den Aktienmärkten und Erträge von rund 2 Prozent bei offenen Immobilienfonds.

Viele Deutsche scheuen allerdings den Weg an den Kapitalmarkt, weil sie fürchten, dass Aktien­investments kompliziert und riskant sind. Mancher erinnert sich an den Börsencrash nach der Jahrtausendwende, als die Internetblase platzte, und an die Finanzkrise von 2008. „Ein Blick auf die langfristige Entwicklung der Aktien­märkte zeigt allerdings, dass Börsencrashs oftmals nur kurze, vorübergehende Ereignisse sind und die Aktienkurse in den Folgejahren neue Höchst­stände erreichen“, erläutert Elmar Gaugenrieder, ­Produktmanager Vermögensaufbau bei der ­DekaBank. „Wer einen langen Anlagehorizont hat, muss vorübergehende Schwächephasen an den Aktienmärkten nicht fürchten.“

Dabei ist das Sparen mit Aktien eigentlich sehr einfach. Um mögliche Risiken zu minimieren, sollten Sparer nicht auf Einzelwerte setzen, sondern auf einen Fonds, der das Kapital der Anleger in diversen Aktien investiere, sagt Haspa-­Expertin Knüpfer und erklärt: „Mit Aktienfonds lässt sich über eine breite Streuung ein hohes Maß an Schwankungssicherheit mit Renditemöglichkeiten kombinieren.“ Mit wenigen Klicks können sie online ins eigene Depot eingebucht werden; auch per Telefon oder beim Sparkassenberater ist dies möglich.

Breite Streuung senkt das Risiko

„Als Basisinvestment sollte zunächst ein Fonds gewählt werden, der das Kapital seiner Anleger möglichst breit gestreut in Aktien aussichtsreicher Unternehmen aus allen Branchen und Re­gionen der Welt investiert“, rät Widmann. „Durch diese Streuung werden Risiken reduziert und Renditechancen gesteigert.“ Die Erfahrung zeige, dass selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einzelne Branchen und Firmen profitierten und deshalb die Kurse ihrer Aktien stiegen oder nur moderat fielen. Ein Beispiel dafür ist der Corona­ausbruch 2020. Wegen der Lockdowns und Reisebeschränkungen brachen zwar die Aktienkurse von Fluggesellschaften ein, dafür stiegen die Börsennotierungen von Pharmaunternehmen und Herstellern von Hygieneprodukten.

Das Basisinvestment kann um Themenfonds ergänzt werden, die weitere Anlageschwerpunkte abdecken. Das können zum Beispiel ein Dividendenfonds, ein Schwellenländerfonds mit Schwerpunkt Asien und ein Nachhaltigkeitsfonds sein. Dividendenfonds investieren in Aktien von Firmen, die seit vielen Jahren Dividenden an ihre Aktionäre auszahlen. Das bringt Stabilität und kontinuierliche Erträge ins Portfolio.

Nachhaltigkeitsfonds investieren zum einen in Aktien von Unternehmen, die besonders darauf achten, die Umwelt und das Klima zu schützen, Emissionen gering zu halten und ihre Beschäftigten im In- und Ausland fair zu bezahlen. Zum anderen streuen sie einen Teil des Kapitals ihrer Anleger in Aktien von Unternehmen, die ­Produkte ­herstellen, die zum Schutz von Klima und Umwelt beitragen. Das kommt bei vielen Anlegern an. „Aktuell investieren unsere Kundinnen und Kunden jeden zweiten Euro in nachhaltige An­lagefonds“, berichtet Haspa-Expertin Knüpfer.

Indexfonds sind kaum zu schlagen

Viele Experten raten zu Indexfonds. Diese sogenannten ETFs bilden die Zusammensetzung eines Wertpapierindexes ab und zeichnen sich durch niedrige Verwaltungsgebühren aus. Zudem gibt es sie zu jeder der genannten Fonds­arten. Dennoch sind auch einzelne Aktien bei ­Anlegern beliebt, etwa weil diese eine emotionale Bindung an ein Produkt der Firma haben oder positive Medienberichte hören oder lesen.

Das Investieren in Einzeltiteln kann kurzfristig gut gehen. Langfristig sind ETFs meist die bessere Wahl – nicht nur, weil das Risiko durch eine breite Streuung sinkt, sondern auch, weil ihre Wertentwicklung laut Studien langfristig die einzelner Aktien schlägt. Selbst Börsenguru Warren Buffett riet dazu, in guten wie in schlechten Börsenzeiten einen Indexfonds zu kaufen statt vieler Einzeltitel.

„Um Schwankungen durch vorübergehende Kursrückschläge die Stirn zu bieten, sollten Anleger am besten einen monatlichen Fondssparplan abschließen“, sagt Gaugenrieder. Durch die kon­tinuierliche Geldanlage werden in schwachen Marktphasen, wenn Aktien günstiger sind, über den Fonds mehr Anteile erworben. „Regelmäßige Einzahlungen über verschiedene Marktphasen hinweg können die Durchschnittskosten beim Aktienkauf senken und so langfristig die Dividendenrenditen und Kursgewinne in die Höhe treiben“, erklärt der Vermögensexperte.

Ein Fondssparplan hat zudem den Vorteil, dass er einfach läuft, wenn er einmal abgeschlossen wurde. Die Einzahlungen werden monatlich vom Giro­konto abgebucht, der Sparer muss nicht mehr da­ran denken. Allenfalls sollte er ab und zu prüfen, ob es möglich ist, die Raten zu erhöhen, um so langfristig ein größeres Vermögen zu schaffen.

Durch die regelmäßigen Fondsansparungen profitieren die Anleger vom Zinseszinseffekt, weil die jährlich erwirtschafteten Gewinne jeweils reinvestiert werden und so ihrerseits zu höheren Erträgen in der Zukunft beitragen. „Wer langfristig ein Vermögen aufbauen will, kann in jungen Jahren bereits mit kleinen Beträgen starten“, sagt Haspa-­Expertin Knüpfer. Und das ohne große Mühe.

So geht’s zum Depot

Wie die ersten Schritte zur Anlage in Wertpapieren ganz einfach gelingen.

Wer Geld in Aktien, Anleihen oder Fonds anlegen möchte, benötigt ein Wertpapierdepot. Es dient dem Kauf, Verkauf und der Verwaltung der Wertpapiere und kann bei der Sparkasse eröffnet werden. Der Gegenwert der Wertpapierorder wird über das verknüpfte Sparkassen-Girokonto abgerechnet. Per regelmäßig zugeschicktem Depotauszug behalten Anleger immer ihr Vermögen im Blick. Die Wertpapiergeschäfte sind in der Filiale, per Telefon oder im Direkthandel im Internet möglich. Letzteres ist meist die kostengünstigste Variante.

Internetaffine Sparer können auch beim Online-Finanzdienstleister der Sparkassen, S Broker, oder mit dem Robo-Advisor der DekaBank, bevestor, ein Wertpapierdepot eröffnen. Dieser Robo-Advisor gibt automatische Empfehlungen zur Vermögensanlage. Ein praktischer Helfer ist auch die populäre App S-Invest der Sparkassen, über die ebenfalls Wertpapiergeschäfte getätigt werden können.

Aktien, Anleihen, Immobilienfonds

Kleines Lexikon für Anleger in Wertpapieren: die wichtigsten Begriffe im Überblick.

  • Aktien: Mit ihrem Erwerb werden Anleger zu Miteigentümern eines börsennotierten Unternehmens. Sie partizipieren damit an dessen wirtschaftlicher Entwicklung. Außerdem erhalten sie damit anteilig Dividendenzahlungen, falls der Konzern einen Teil seines erzielten Gewinns an seine Aktionäre ausschüttet. Der Aktienkurs kann fallen oder steigen – je nachdem, wie die Mehrheit der Investoren an den Kapitalmärkten die Wachstumsaussichten für das Unternehmen und die Gesamtwirtschaft einschätzt.
  • Aktienfonds sind Investmentfonds, die überwiegend in Aktien investieren. Mit ihnen können Anleger differenziert – je nach Anlageziel – in Branchen (Branchenfonds), Regionen (Länderfonds) oder Unternehmen unterschiedlicher Größe investieren. Die Anleger sind somit an einem ganzen Bündel ausgewählter Unternehmen beteiligt. Wie bei der einzelnen Aktie ergeben sich die Erträge aus ausgeschütteten Dividenden und Kurssteigerungen. Da Aktienfonds Kursschwankungen unterliegen, setzt diese Anlageklasse eine gewisse Risikobereitschaft voraus. Wie bei Aktien sind auch Kursverluste möglich. Lange Haltedauern sowie eine breite Streuung der im Fonds enthaltenen Werte vermindern das Risiko jedoch beträchtlich.
  • Aktiv gemanagte Fonds: Bei diesen Fondes passt ein professioneller Fondsmanager die Zusammensetzung an die Marktgegebenheiten an. Börsennotierte Indexfonds ahmen dagegen die Kursentwicklung eines Indexes wie des DAX oder des New Yorker Dow Jones nach. Hier sind die jährlichen Verwaltungsgebühren niedriger als bei aktiv gemanagten Aktienfonds.
  • Offene Immobilienfonds bündeln das Kapital ihrer Anleger, um damit Bürogebäude, Geschäftshäuser, Logistik- und Shoppingcenter sowie Mietwohnungen zu erwerben. Die Mieterträge sowie Aufwertungsgewinne aus etwaigen Wertsteigerungen der Immobilien werden jährlich an die Sparer weitergereicht.
  • Rentenpapiere sind Anleihen von Staaten und Unternehmen, mit denen diese sich Geld bei Investoren leihen. Die Schuldverschreibungen haben eine fixierte Laufzeit von zumeist drei bis zehn Jahren. Der Schuldner verpflichtet sich dabei, jedes Jahr einen Zinssatz an seine Geldgeber zu zahlen. Weil Investoren – wie Pensionäre – jedes Jahr eine zuvor festgesetzte Zinszahlung erhalten, nennen die Akteure am Kapitalmarkt diese Obligationen (lateinisch obligare = verpflichten) Rentenpapiere.

Foto: Adobe Stock

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