Einbruchschutz: Sicher ist sicher

Die dunkle Jahreszeit lockt besonders viele Einbrecher. Ungenügend gesicherte Fenster und Türen stellen die größten Schwachstellen dar. Was Polizei und Fachbetriebe zum Schutz empfehlen und wie viel das Mehr an Sicherheit kostet.

Text: Daniela Eckstein

Corona hat den Hausbesitzern nur eine kurze Verschnaufpause bereitet. Zwar sank die Zahl der Einbruchdiebstähle in Deutschland pandemiebedingt 2021 um fast 28 Prozent auf knapp 55 000, doch seit die meisten Menschen wieder regelmäßig im Büro arbeiten und ihre Freizeit außerhalb der Wohnung verbringen, hat sich der Trend umgekehrt. Wenngleich noch keine Statistiken vorliegen: Die Polizei hat wieder alle Hände voll zu tun mit Haus- und Wohnungseinbrüchen. „Die Tendenz bewegt sich in Richtung der Zahlen vor der Pandemie“, sagt Rainer Ippers, sicherheitstechnischer Fachberater der Kreispolizei Neuss.

Ippers warnt davor, die Gefahr und die Folgen eines Einbruchs zu unterschätzen: „Wenn es dann passiert, haben viele Menschen anschließend mit gravierenden psychischen Problemen zu kämpfen. Sie fühlen sich daheim nicht mehr sicher.“ Da hilft es auch nicht, dass die Hausratversicherung die materiellen Schäden durch Einbruchdiebstahl in der Regel bezahlt – sofern man eine ausreichende abgeschlossen hat.

Wenn man sich aber mit zusätzlicher Technik gegen Eindringlinge schützt, hat man eine gute Chance, dass Einbrecher einen Bogen um das Haus oder die Wohnung machen. Tatsächlich sind die Täter auch immer häufiger erfolglos: In über 45 Prozent der Fälle bleibt es inzwischen beim Versuch.

Nachlässigkeit ist das größte Problem

Das Risiko, in Deutschland Opfer eines Einbruchs zu werden, war 2015, dem bisherigen Rekordjahr, noch deutlich höher. Damals zählte die Polizei 167.000 Fälle. Seither geht sie intensiv gegen internationale Diebesbanden vor. Und weil die Nachlässigkeit der Bewohner als größte Schwachstelle gilt (siehe Interview), beraten die Behörden in vielen Orten mit speziell geschulten Mitarbeitenden. In Lübeck und Umgebung beispielsweise gehen Heike Schmidt und Dirk Schäfer regelmäßig auf Einbruchstreife. Die in der Presse angekündigten Aktionen geben den Bürgern die Möglichkeit, unkompliziert mit der Polizei ins Gespräch zu kommen.

Die beiden Einbruchschutzberater verteilen nicht nur Broschüren, sondern werfen auf Wunsch auch einen Blick auf Fenster und Türen, die in vielen Häusern die am meisten gefährdeten Punkte darstellen. Daneben kann man in Lübeck und anderen Städten auch einen Hausbesuch der Polizei vereinbaren. Diese herstellerneutralen Beratungen für privat genutzte Häuser und Wohnungen sind kostenlos.

Smarte Technik wie per App gesteuerte Überwachungs­kameras leisten oft gute Arbeit und geben Sicherheit. Foto: Adobe Stock

Umfassendes Informationsangebot

Die Polizei informiert zudem in Vorträgen, telefonisch, auf Websites wie k-einbruch.de oder zuhause-sicher.de und auch einmal im Jahr unter dem Motto „Riegel vor“ am Tag des Einbruchschutzes – diesmal am 30. Oktober. An vielen Orten unterhält die Einbruchprävention sogar Ausstellungen, in denen sie zeigt, wie schnell man sich Zutritt in ein ungesichertes Haus verschaffen kann. „Ein großes Problem ist, dass die alten Fenster noch mit Rollzapfen schließen. Die aufzuhebeln, dauert zehn Sekunden“, sagt Ippers. In einem Beratungsraum in Neuss demonstriert er die Schwachstellen, zeigt einbruchhemmende Produkte und berät über Alarmanlagen- und Smart-Home-Sicherheitstechnik.

„Ein großes Problem sind alte Fenster mit Rollzapfen. Das Aufhebeln dauert zehn Sekunden“

Unter anderem kann die smarte Technik die abwesenden Bewohner bei Auffälligkeiten per Push-Nachricht aufs Handy informieren. Diese können den Alarm dann beispielsweise über ein Kamerasignal überprüfen. Die Polizei empfiehlt, solche Systeme mit einem Sicherheitsdienst zu vernetzen.

Wenn es um die konkrete Planung des Schutzes für eine Immobilie geht, empfiehlt Ippers immer den Gang zum Spezialisten. Von Do-it-yourself-Aktionen rät er ab, weil der Schutz vieler Baumarkt-Produkte nicht ausreiche. Ein solcher Experte ist Guido Schor, der in Neuss und Dormagen einen Fachbetrieb für Sicherheitstechnik betreibt. In seinem täglichen Geschäft geht es vor allem um sichere Haustüren, Fenster und Terrassentüren. Gerade darüber versuchen Diebe häufig, in Häuser und  Wohnungen einzusteigen.

Sehr unterschiedliche Preise

Doch lohnt es sich immer, alte Bauteile mit neuer Mechanik und Beschlägen aufzupeppen? Wann ist der Austausch besser? Das sei von Fall zu Fall zu entscheiden, so Schor. „Haustüren aus den 70er- und 80er-Jahren haben häufig ein dünnes Türblatt und schlechte Scharniere. Hier rate ich meist zum Austausch. Bei einer robusten Holztür oder einem Modell aus den 1990er- oder 2000er-Jahren lohnt sich dagegen oft die Nachrüstung.“ Eine neue Tür gibt es ab 3000 Euro, eine alte lässt sich oft für ein Viertel dessen nachrüsten.

Bei Fenstern, so der Sicherheitsexperte, hänge der Preis fürs Nachrüsten davon ab, ob sie aus Holz, Kunststoff oder Aluminium bestünden. Bei Holzfenstern müsse man oft nachfräsen. Bei einem Küchenfenster von 60 mal 60 Zentimetern sei für die Nachrüstung mit moderner Pilzkopf-Schließtechnik mit 400 Euro plus Mehrwertsteuer und Montage zu rechnen. Halb so teuer ist es bei Kunststofffenstern.

Unterstützung gibt es vom Staat. Die Handwerkerkosten der Montage dürfen bei der Steuererklärung geltend gemacht werden. Außerdem gibt es Programme mit zinsgünstigen Krediten und Zuschüssen bei der KfW-Bank wie auch in einzelnen Bundesländern, etwa bei der NRW-Bank oder der Investitionsbank Schleswig-Holstein. Darüber hinaus lohnt es sich, das Zuschussprogramm des Bundesbauministeriums „Einbruchschutz-Investitionszuschuss 455-E“ im Auge zu behalten, das für 2022 zwar ausgeschöpft ist, aber bisher regelmäßig neu aufgelegt wurde.

 

Sicherheit für Mieter

Wer als Mieter mehr Schutz wünscht, muss sich zuerst mit dem Hausbesitzer abstimmen.

Bewohner von Mehrfamilienhäusern müssen sich stets abstimmen, wenn sie die Nachrüstung oder den Austausch von Fenstern oder Türen vornehmen wollen. Während Eigentumswohnungsbesitzer sich mit den Miteigentümern darüber einigen müssen, sind Mieter komplett auf das Wohlwollen ihrer Vermieter angewiesen – auch wenn sie die Kosten selbst tragen wollen. Wer Sicherheitstechnik einbauen will, sollte sich dies vom Vermieter schriftlich genehmigen lassen. Das ist vor allem dann notwendig, wenn man für einbruchhemmende Produkte öffentliche Fördermittel in Anspruch nehmen möchte, die in der Regel auch Mietern offenstehen. Mieterverbände empfehlen, eine Modernisierungsvereinbarung mit dem Vermieter abzuschließen. Darin sollte man zum einen festschreiben, dass man die Baumaßnahmen durchführen lassen darf. Zum anderen sollte der Vermieter darin bestätigen, dass er beim Auszug keinen Rückbau verlangt.

 

Polizei Neuss: „Diebe ablenken“

Rainer Ippers ist sicherheitstechnischer Fachberater bei der Polizei Neuss.

S-Quin: Welche Fehler machen Hausbesitzer in Sachen Einbruchschutz?
Rainer Ippers: Viele machen gar nichts für die Sicherheit oder werden erst dann aktiv, wenn in der Nachbarschaft eingebrochen wurde. Oder sie rüsten nach einem Einbruch nicht nach, weil sie denken, dass es ihnen wohl nicht noch mal passieren wird. Andere sichern nur die Terrasse und die Seiten des Hauses und nicht die Vorderfront. Falsch gespart ist aber meistens doppelt bezahlt!

S-Quin: Auf welche Punkte weisen Sie in Ihren Beratungen regelmäßig hin?
Ippers: Die gute einbruchhemmende Ausstattung von Fenstern und Türen ist enorm wichtig. Aber man muss die Fenster auch zumachen und Türen richtig abschließen, wenn man das Haus verlässt. Sonst zahlt übrigens auch die Versicherung nicht für den Schaden. Und man darf den Einbrechern nicht noch Werkzeug zur Verfügung stellen: die Leiter im Garten, die zum Einstieg ins Obergeschoss genutzt werden kann, oder eine Stichsäge, die der Dieb im nicht verschlossenen Schuppen findet und über die nicht abgeschlossene Steckdose auf der Terrasse mit Strom versorgt. So etwas ist einfach fahrlässig!

S-Quin: Gibt es noch einen Tipp, wie man sich vor Dieben schützen kann?
Ippers: Sorgen Sie dafür, dass man es nicht sofort sieht, wenn Sie nicht zu Hause sind. Der einfachste Trick: per Zeitschaltuhr eine Stehlampe oder einen TV-Simulator ein paar Stunden anmachen. Das ist nicht nur eine gute Idee, wenn Sie in Urlaub fahren. Auch im Winter in den dunklen Abendstunden zwischen 16 und 20 Uhr, wenn besonders oft eingebrochen wird, kann man seine Anwesenheit damit recht einfach simulieren.

Titelfoto: Shutterstock

 

 

 

 

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