Längst nutzen Unternehmen Social-Media-Kanäle auch aktiv für die Personalsuche. Sechs Tipps, wie Sie Instagram, Facebook, Linkedin und Co. für Ihre Karriere nutzen – und wo Fallstricke lauern.
Text: Katja Stricker
Instagram, Facebook, Linkedin und Xing sind nur etwas für Partybilder oder Katzenvideos? Von wegen. Immer mehr Personalverantwortliche schauen sich dort nach Jobkandidaten um. Laut einer Studie der Universität Bamberg haben bereits 40 Prozent der größten 1000 deutschen Firmen eine explizite Strategie für den Einsatz von Social Media in der Personalbeschaffung.
Diese Entwicklung sollten Sie für sich nutzen. Erster Schritt: „Schauen Sie, was unter Ihrem Namen online zu finden ist. Welche Videos und Fotos haben Sie in den letzten Jahren gepostet? Welche Beiträge und Kommentare haben Sie veröffentlicht?“, so Emine Yilmaz. Sie ist beim Personaldienstleister Robert Half für die Weiterentwicklung des Bereichs Personalvermittlung verantwortlich. Gerade bei Xing und Linkedin sollten Berufstätige nur posten, was zur Arbeit passt. Im Zweifel alte Bilder oder Posts löschen. Nächster Schritt: die persönlichen Social-Media-Profile auf Vordermann bringen.
Foto und Lebenslauf aktualisieren
Personalverantwortliche posten Jobs auf Facebook oder Instagram und suchen konkret auf Xing und Linkedin nach Kandidaten, zu denen sie dann Kontakt aufnehmen, berichtet Emine Yilmaz. Wer im Netz als Fachkraft und potenzieller Arbeitnehmer gefunden werden möchte, sollte genauso viel Arbeit in ein aussagekräftiges Profil auf den Social-Media-Kanälen investieren wie in eine schriftliche Bewerbung. Dazu gehören: ein gutes und seriöses Porträtfoto – vor allem auf Linkedin und Xing bitte kein Urlaubs-Selfie – und ein aktueller Lebenslauf, der die wichtigsten Qualifikationen, Fähigkeiten und beruflichen Stationen auf den Punkt bringt.
Vernetzen Sie sich mit wichtigen Kontakten
Um Social-Media-Portale effektiv für die Karriere zu nutzen, ist es zudem wichtig, dass Sie sich ein Netzwerk aufbauen. Vernetzen Sie sich mit wichtigen Kontakten in Ihrer Branche und mit Personen in ähnlichen Positionen oder bei ähnlichen Arbeitgebern und werden Sie Mitglied in passenden Gruppen. „Bauen Sie sich interessante Kontakte auf und pflegen Sie diese – auch im realen Leben, beispielsweise auf Tagungen, Veranstaltungen und Messen. Leben Sie das ‚Social‘ in Social Media. Dann können die Online-Kontakte sicherlich auch Sprungbrett für die Karriere oder einen Jobwechsel sein“, sagt Karrierecoach Bernd Slaghuis. Das gelingt nur, wenn Sie sich regelmäßig ganz bewusst Zeit nehmen, um auf aktuelle Beiträge Ihrer Kontakte zu reagieren. Gratulieren Sie, wenn jemand eine neue Aufgabe oder Stelle angenommen hat – oder auch zum Geburtstag.
Profil zeigen
Personal Branding, also sich selbst als Marke oder Experte einen Namen zu machen, wird nicht nur für Selbstständige und Freiberufler immer wichtiger, sondern auch für angestellte Arbeitnehmer. Wer sich unabhängig von einem Arbeitgeber durch eigene Beiträge oder Kommentare als Expertin oder Experte für ein Thema, Produkt oder eine Branche in den Businessnetzwerken positioniere, regelmäßig sichtbar mache und so sukzessive Reichweite aufbaue, werde es zum Zeitpunkt eines Jobwechsels leichter haben, sagt der Kölner Karrierecoach Bernd Slaghuis.
Außerdem hilfreich, um sich ein aussagekräftiges und vollständiges Profil in der digitalen Welt aufzubauen, so Emine Yilmaz: „Machen Sie sich die Mühe, bei Linkedin beispielsweise Soft Skills wie Personalführung und fachliche Kenntnisse wie spezielles Branchenwissen, Software-Erfahrungen oder Fähigkeiten wie Projektmanagement von Ihren Kontakten bestätigen zu lassen.“
Aktiv auf Social Media
Um Headhunter und Personalverantwortliche auf sich aufmerksam zu machen, reicht es nicht aus, als stiller Beobachter auf den gängigen Kanälen präsent zu sein. Wahrgenommen wird, wer regelmäßig aktiv ist. Dazu gehört beispielsweise, Beiträge von potenziellen Arbeitgebern oder einflussreichen Personen aus der jeweiligen Branche zu liken und zu kommentieren. „Aber bitte mit hochwertigen und gut durchdachten Kommentaren“, rät Emine Yilmaz.
Wer sich dafür Zeit nimmt, kann sich von der Masse abheben und sein Profil zu einem bestimmten Themenfeld schärfen. Das gelingt auch durch eigene Beiträge. „Diese sollten fundiert recherchiert sein und sachlich, aber authentisch zum persönlichen Profil passen“, empfiehlt Yilmaz. Hilfreich sind etwa Informationen über Fortbildungen, der Besuch von Messen und Tagungen oder auch aktuelle Trends und Studien – kurz: alles, was zeigt, dass Sie sich in Ihrer Branche auf dem Laufenden halten.
Vorsicht, Privatsphäre
Das Internet vergisst nicht. Videos von der letzten feucht-fröhlichen Party, Selfies am Strand, Familienfotos oder auch flapsige Kommentare: Alles, was wir im Internet von uns preisgeben, sollte immer gut überlegt sein. „In unserer digitalen Welt sollte sich jeder bewusst sein, dass auch potenzielle Arbeitgeber solche Informationen über mich finden können“, warnt Emine Yilmaz von Robert Half.
Die Expertin rät dazu, im Zweifel eher etwas zurückhaltender mit privaten Informationen zu sein und sensibel mit politischen oder religiösen Themen umzugehen. Besser: sein berufliches Interessengebiet in den Vordergrund der Social-Media-Profile rücken. „Damit baut man langfristig ein konsistentes Bild fürs Selbstmarketing auf“, erklärt sie.