Eric Frenzel: „Bleib dir treu und glaube an dich!“

Eric Frenzel ist mit 43 Weltcupsiegen, sieben WM-Titeln und dreimal Olympiagold einer der besten nordischen Kombinierer aller Zeiten. Im Rahmen der Gala „Sportler des Jahres 2023“ wurde der 35-Jährige im Dezember 2023 mit dem Sparkassenpreis für Vorbilder im Sport ausgezeichnet. Im Interview mit dem S-Quin-Magazin blickt der neue Bundestrainer auf seine Erfolge zurück und verrät seine Pläne für die Zukunft.

Interview: Sarah Lohmann

S-Quin: Sie haben den Sparkassenpreis für Vorbilder im Sport 2023 erhalten. Was bedeutet Ihnen diese Ehrung?
Eric Frenzel: Ich hatte schon das Ziel, ein Vorbild zu sein – sportlich, aber auch menschlich. Dass ich diese Bestätigung durch die Sparkasse bekommen habe, ist wirklich etwas ganz Besonderes.

S-Quin: Sind Sie gern in der Rolle des Vorbilds?
Frenzel: Ich glaube, da wächst man über die Jahre einfach rein. Ich habe meinen Sport lange ausgeübt und tolle Erfolge erzielt. Wenn ich zu meinen Wurzeln zurückkehre und etwas weitergeben kann, ist das wirklich schön, beispielsweise als Vorredner an Schulen. Es ist toll, wenn die Kinder einen anstrahlen, zuhören und etwas mitnehmen.

S-Quin: Haben Sie selbst auch Vorbilder?
Frenzel: Natürlich – in meiner Sportart zum Beispiel Ronny Ackermann oder auch der norwegische Skilangläufer Björn Dählie.

S-Quin: Wie fühlt es sich eigentlich an, einer der erfolgreichsten Nordischen Kombinierer zu sein?
Frenzel: Es fühlt sich für mich ganz normal an. Ich wollte immer bodenständig und authentisch bleiben und glaube, das ist mir ganz gut gelungen. Natürlich stieg mit den Erfolgen auch mein Ansehen, aber das war mir gar nicht so wichtig – in erster Linie wollte ich sportliche Leistungen bringen. Durch diese ganzen wertvollen Erlebnisse ist mein Selbstvertrauen gestiegen und ich bin stolz darauf, dass ich meine Ziele erreicht habe. Dafür bin sehr dankbar – verändert hat mich der Erfolg aber nicht.

S-Quin: Was war der schönste Moment in Ihrer sportlichen Karriere?
Frenzel: Jeder Moment war etwas Besonderes. Was mich sehr geprägt hat, war mein erster Weltmeistertitel 2011 in Oslo – einer der traditionsreichsten Stätten im Wintersport. Auch die Olympiasiege waren sehr emotional.

S-Quin: Wollten Sie schon als Kind Sportler werden?
Frenzel: Ich bin mit dem Sport aufgewachsen. Meine Eltern waren im Verein, mein Vater Übungsleiter. In der siebten Klasse bin ich auf das Sportinternat in Oberwiesenthal gegangen – dort kamen dann die Träume und Ziele auf. Dass so eine Karriere daraus wird, habe ich natürlich nicht erwartet.

S-Quin: Und wie kamen Sie zur Königsdisziplin des nordischen Skisports?
Frenzel: Ich komme aus Geyer im Erzgebirge. Was für viele Fußball ist, ist dort der Wintersport. So kam es, dass ich mit fünf, sechs Jahren meine ersten Sprünge gemacht habe. Dann kamen erst nationale Wettkämpfe und auf dem Internat internationale hinzu.

ML: Was muss man mitbringen, um in dieser Disziplin erfolgreich zu sein?
Frenzel: Die Nordische Kombination ist eine Sportart, die viel Flexibilität fordert, aber auch Ausdauer, Kraft und ein gutes Körpergefühl, um die Balance zwischen den beiden Sportarten zu finden. Die Körperkonstitution in Bezug auf Größe und Gewicht muss passen. Ansonsten sollte man Spaß an dem Sport haben und bereit sein, Zeit ins Training und in die eigene Weiterentwicklung zu investieren.

S-Quin: Sie sind seit Kurzem Bundestrainer der Kombinierer. Was sind Ihre Ziele?
Frenzel: Zum einen hat es mich sehr geehrt, der Wunschkandidat des Deutschen Skiverbands gewesen zu sein. Zum anderen möchte ich das, was mich auszeichnet und was mir selbst geholfen hat, weitergeben. Ich habe selbst sehr gute Erfahrungen mit einem Sportler gemacht, der danach mein Trainer war – Ronny Ackermann. Von ihm habe ich viel lernen können. Jetzt möchte ich die Person sein, die hilft. Unter anderem möchte ich leistungsdiagnostische Überprüfungen stärker einbeziehen. Zudem bieten sich bei zwei Sportarten einige Hebel. Der Skisprung etwa ist sehr materialabhängig, da braucht es gute Voraussetzungen, Testmöglichkeiten und ein gutes Händchen. Ich habe zum Glück ein tolles Team.

S-Quin: Was würden Sie aus Trainersicht dem jungen Sportler Eric Frenzel raten?
Frenzel: Es gibt für mich nicht viel, das ich ändern würde. Natürlich gab es Niederlagen, aber daraus habe ich neue Motivation gewonnen. Daher würde ich ihm wohl nur sagen, dass er sich selbst immer treu bleiben und an sich glauben soll.

S-Quin: Sie engagieren sich für soziale Projekte. Welche Themen liegen Ihnen am Herzen?
Frenzel: Das sind Kinder und Jugendliche. Ich habe selbst drei Kinder, für die ich mir wünsche, dass sie in einer behüteten und friedlichen Welt aufwachsen dürfen. So wie es bei mir und meiner Frau der Fall gewesen ist. Für all das, was ich im Privaten habe, bin ich extrem dankbar – beispielsweise darauf, dass meine Kinder gesund sind. Deshalb möchte ich Familien unter die Arme greifen, denen es nicht so gut geht, und unterstütze unter anderem die Deutsche Krebshilfe. Außerdem unterstütze ich „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Hier setze ich mich gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt an Schulen ein.

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